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China-Milchexporte vorerst ohne Lizenzverlängerung

Seit Monaten warten mehr als zwei Dutzend Molkereien in Österreich auf die weitere Freigabe ihrer Exportgenehmigungen in die Volksrepublik China. Eigentlich sollten diese bis Jahresende 2018 verlängert werden. Die Notwendigkeit der Rezertifizierung war bereits Thema beim China-Besuch von Nachhaltigkeitsministerin Köstinger im Frühling.

Als „sensationellen Erfolg für die österreichische Landwirtschaft“ bezeichnete Elisabeth Köstinger im April ihr Arbeitsgespräch mit hochrangigen Vertretern des chinesischen Ministeriums für Landwirtschaft, allen voran Vize-Agrarminister Yu Xinron. Offiziell abgesegnet wurde damals die Genehmigung von Edelteile-Schweinefleischausfuhren aus fünf Schlachtbetrieben in der Steiermark und Oberösterreich. Letztlich war das nur ein Teilerfolg für Österreich, denn Schweinsohren, Rüssel oder Füße fielen anders als erhofft vorerst weiter nicht darunter.

Bei dem bilateralen Treffen in Peking im Zuge des „historisch größten Staatbesuches Österreichs in China“ mit Bundespräsiden Van der Bellen und Bundeskanzler Kurz an der Spitze ging es auch um die Verlängerung der Exportgenehmigungen für Österreichs Milchwirtschaft. Aktuell liefern 27 heimische Milchverarbeiter – große Molkereien wie Berglandmilch, NÖM, Gmundner Milch oder Salzburg Milch, die Käsereien Rupp oder Gebrueder Woerle bis hin zur kleinen Sennerei Zillertal – ihre Milchprodukte und Käse ins Reich der Mitte. Deren Exportzulassungen müssen alle vier Jahre verlängert werden, offiziell laufen diese mit Jahresende 2018 aus.

Mehr als neun Monate nach dem Treffen Köstingers mit Chinas Agrarspitze – und wenige Wochen vor dem Jahreswechsel – warten die Molkereien indes nach wie vor auf die geplante „Rezertifizierung“ ihrer Milchprodukte für das China-Geschäft. Das bestätigte der Sprecher der Vereinigung Österreichischer Milcharbeiter VÖM, Johann Költringer, auf Nachfrage gegenüber dem Agrarfachmagazin BLICK INS LAND.

Das letzte China-Audit sei 2014 erfolgt, seit Monaten warten die Molkereien nun auf erneuten Besuch chinesischer Behördenvertreter. Eigentlich zuständig für die Exportlizenzen und damit das weitere Florieren der Milchgeschäfte mit China ist auch nicht das von Köstinger geführte Nachhaltigkeits- und Tourismusministerium BMNT, sondern das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, BMASGK. Denn bei den China-Audits geht es im wesentlichen um Veterinär- und Hygienefragen, auf den Bauernhöfen der Milchlieferanten ebenso wie in den Verarbeitungsbetrieben.

„Die Chinesen lassen sich Zeit“, sagt Molkereien-Sprecher Költringer, „Aber das trifft nicht nur uns, sondern auch andere EU-Länder.“ Wirklich Sorgen macht man sich bei der VÖM über das Ausbleiben der offiziellen Rezertifizierung noch nicht. Die Exporte würden vorerst auch ohne die amtlichen Behördenstempel aus Peking weiterlaufen wie bisher.

China gehört mittlerweile zu den Top-Zehn-Exportdestinationen der Österreichischen Molkereiwirtschaft und liegt mit einem Anteil von rund 2,3 % im ersten Halbjahr auf Platz 7, noch vor Ungarn, Spanien oder Marokko, hinter Deutschland (48, 4 %), Italien (17,6 %) oder Australien (4,7 %). Wobei laut Költringer vermutlich auch einige Milchlieferungen nach Down Under am Ende in China landen dürften.

Die VÖM beziffert den Ausfuhrwert von Milch und Käse in den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres mit 631 Millionen Euro. Somit betrug das China-Geschäft mit Milch und Käse in dieser Zeit knapp 15 Millionen Euro.

Derweil steigt Chinas Milchhunger rasant an. Immer stärker aus Europa nachgefragt sind H-Milch und Joghurt. Die EU, allen voran Deutschland, deckt mehr als die Hälfte der Flüssigmilchimporte Chinas ab. Weit höher ist die Nachfrage nach Milchpulver, das die Volksrepublik dank schrittweise begünstigter Zölle fast ausschließlich zu mehr als 90 Prozent aus Neuseeland importiert.
Profitieren könnten die EU-Länder auch vom Handelskonflikt der Chinesen mit Amerika. Milchprodukte aus den USA wurden heuer mit 25 Prozent Zoll belegt. Für jene aus Europa fallen 10 Prozent Importsteuern an.

BERNHARD WEBER