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Brexit Unsicherheitsfaktor für Milchmarkt

Die Rahmenbedingungen für den europäischen Milchmarkt werden Anfang 2019 überwiegend stabil bleiben. Allerdings könnten politische Einflüsse wie etwa der Brexit auch für gewisse Unsicherheiten und Überraschungen sorgen. Risikomanagement sei daher mehr denn je gefragt, betonen die Experten des Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) in Kiel in ihrer aktuellen Marktprognose. Beginnen dürfte das Jahr 2019 mit ausreichend versorgten Milchmärkten, sodass sich zunächst wenig Anlass für stärkere Preisschwankungen ergeben dürfte, so die ife-Experten. Allerdings könnte die Futterknappheit auf vielen Betrieben in Europa auch zu einem anderen Szenario führen.

Die Annahme, dass die Milchmengen im Zeitraum Dezember bis April um 1% sinken, ist eine vorsichtige Einschätzung. Es könnte laut ife auch anders kommen. Bei einem stärkeren Rückgang würden die Bilanzen etwas anders aussehen und die Frage wäre dann, in welchem Umfang im Frühjahr noch Butterbestände zur Ergänzung des Angebots zur Verfügung stehen. Anfang 2018 waren noch die höchsten Butterpreise, bedingt durch die Lagerhaltungsnachfrage, notiert worden.

Schwer einschätzbar sind derzeit die Einflüsse des britischen EU-Austritts auf den europäischen Milchmarkt. Kommt es zum harten oder zum weichen Brexit beziehungsweise kommt er überhaupt? Die Wahrscheinlichkeit spricht derzeit eher für den harten Brexit, und zahlreiche Betroffene – nämlich die EU als Ganzes, einzelne Mitgliedstaaten und natürlich das Vereinigte Königreich sowie die Wirtschaft – stellen sich darauf ein. Wichtige Lieferländer für Milchprodukte sind Irland, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Dänemark und Italien. Viele Handelsbeziehungen haben sich unter Binnenmarktbedingungen entwickelt. Auf die administrative Logistik formaler Export-/Importbeziehungen sind daher die wenigsten vorbereitet. Ebenso überfordert dürften zuständige Behörden an den Grenzübergangsstellen sein, sodass auch die physische Logistik ins Stocken kommen könnte.

Unter diesen Umständen werden voraussichtlich in den kommenden Monaten bis zum 29. März umfangreiche Mengen an Milchprodukten aus Irland und den kontinentalen Mitgliedstaaten im Vereinigten Königreich vorsorglich eingelagert, vor allem Butter und Käse. Diese über das Normale hinausgehende Nachfrage dürfte dann nach dem Stichtag abflauen. Alles in allem sorgt der Brexit für zusätzliche Preisvolatilität. Möglicherweise besteht nächste Woche diesbezüglich schon mehr Klarheit, denn am 15. Jänner soll das britische Parlament über das hoch umstrittene Austrittsabkommen entscheiden.