Foto: agrarfoto.com

Biologische Landwirtschaft weltweit im Aufschwung

Der positive Trend der vergangenen Jahre im Bereich Biolandbau setzt sich weltweit fort. Die Nachfrage nach Bioprodukten nimmt weiterhin zu, immer mehr Produzenten wirtschaften biologisch und deren Anbaufläche wächst. Inzwischen liegen aus 179 Ländern Zahlen zum Biolandbau vor. Das zeigt die jüngste Ausgabe der Studie „The World of Organic Agriculture“. Dieses statistische Jahrbuch zum weltweiten Biolandbau wird vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und IFOAM – Organics International gemeinsam herausgegeben und wurde nunmehr im Rahmen der „Biofach“, der Weltleitmesse für Biolebensmittel in Nürnberg, präsentiert.

Das Marktforschungsunternehmen Organic Monitor beziffert den globalen Markt für Bioprodukte 2015 auf 81,6 Mrd. US-Dollar (ca. 75 Mrd. Euro). Der größte Markt sind die Vereinigten Staaten (35,9 Mrd. Euro), gefolgt von Deutschland (8,6 Mrd. Euro) und Frankreich (5,5 Mrd. Euro). Auch im Berichtsjahr 2015 verzeichneten wichtige Märkte ein zweistelliges Wachstum.

Weltweit produzieren rund 2,4 Mio. landwirtschaftliche Betriebe nach den Bio-Richtlinien. Die Länder mit den meisten Biobetrieben sind Indien (585.200), Äthiopien (203.602) und Mexiko (200.039). Ende 2015 wurden global 50,9 Mio. ha biologisch bewirtschaftet, das waren um fast 6,5 Mio. ha mehr als 2014. Außer in Lateinamerika ist die Biofläche auf allen Kontinenten gewachsen. 45% der globalen Biofläche liegen in Ozeanien (22,8 Mio. ha), gefolgt von Europa (25% oder 12,7 Mio. ha) und Lateinamerika (13% beziehungsweise 6,7 Mio. ha). Australien ist das Land mit der größten Biolandbaufläche (22,7 Mio. ha), gefolgt von Argentinien (3,1 Mio. ha) und den Vereinigten Staaten (2 Mio. ha).

Weltweit wurden im Jahr 2015 laut FiBL-Erhebungen 1,1% der Anbauflächen biologisch bewirtschaftet. Die Länder mit dem höchsten Bioanteil an der Anbaufläche waren Liechtenstein mit 30,2%, Österreich mit 21,3% (aktuell sind es schon 22%) und Schweden mit 16,9%. In elf Ländern wird auf mindestens 10% der Flächen Biolandbau betrieben.

In Europa legte der Biomarkt 2015 um 13% auf knapp 30 Mrd. Euro zu. In der EU wurden Biolebensmittel im Wert von 27,1 Mrd. Euro umgesetzt. Fast alle großen Märkte verzeichneten zweistellige Wachstumsraten.

Deutschland war 2015 nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) der größte Biomarkt in Europa (8,6 Mrd. Euro), gefolgt von Frankreich (5,5 Mrd. Euro), dem Vereinigten Königreich (2,6 Mrd. Euro) und Italien (2,3 Mrd. Euro). Die ersten Zahlen, die für 2016 vorliegen, zeigen, dass sich das Marktwachstum in Deutschland fortgesetzt hat (9,5 Mrd. Euro; +9,9%). Im weltweiten Bio-Ranking liegt die BRD nach den USA auf Platz zwei.

Die große Dynamik des europäischen Biomarkts zeigte sich 2015 am starken Wachstum, welches mit einem Plus von 13% zum ersten Mal seit der Finanzkrise wieder zweistellig ausfiel. In Frankreich und Italien wuchs der Markt um 15%, in Deutschland um 11%“, erläuterte Helga Willer vom FiBL.

Die Konsumenten geben jedes Jahr mehr Geld für Bio aus; im gesamteuropäischen Durchschnitt 2015 waren es 36,4 Euro pro Einwohner (EU: 53,7 Euro). Am tiefsten griffen die Schweizer in die Tasche (262 Euro pro Kopf). Es folgen Dänemark (191 Euro) und Schweden (177 Euro). Auch die höchsten Bioanteile am Lebensmittelmarkt finden sich in Europa. Spitzenreiter sind Dänemark mit 8,4%, die Schweiz mit 7,7% und Luxemburg mit 7,5%. Manche Produktgruppen erreichen viel höhere Anteile. In der Schweiz zum Beispiel kommt jedes vierte verkaufte Ei vom Biobauern, und der Bioanteil von Milchprodukten erreicht in einigen Ländern 10% und mehr.

Die Biolandwirtschaftsfläche wuchs 2015 stärker als in den Jahren zuvor, nämlich um fast 1 Mio. ha oder 8,2%. In Europa wurden Ende 2015 rund 12,7 Mio. ha und in der EU allein 11,2 Mio. ha biologisch bewirtschaftet. Das sind 2,5% beziehungsweise 6,2% der landwirtschaftlichen Nutzfläche insgesamt. Spitzenreiter sind Spanien (1,97 Mio. ha), Italien (1,49 Mio. ha) und Frankreich (1,37 Mio. ha).

In Europa wirtschafteten im Berichtsjahr 2015 knapp 350.000 Landwirtschaftsbetriebe biologisch (EU: 270.000); es gab 60.000 Bioverarbeiter und fast 3.700 Bioimporteure. Während das Wachstum bei den Biobetrieben mit 3% eher bescheiden war (EU: 5%), legten die Verarbeiter um 12% und die Importeure sogar um 19% zu. Matthias Stolze vom FiBL folgert daraus: „Dass die Zunahme der Importeure und Verarbeiter von Biowaren stärker ausfällt als die der Biobetriebe, ist ein Zeichen dafür, dass die Dynamik in der Produktion mit der des Marktes nicht Schritt hält. Wichtig ist es deshalb, dass der Biosektor und die Agrarpolitik daran arbeiten, das Markt- und das politische Umfeld zu optimieren.“