Foto: agrarfoto.com

Bei Gütesiegel bald kein Gen-Soja im Trog?

Österreichs Schweinebranche ringt seit Jahren um ihre Position zur gentechnikfreien Fütterung. Nun zeichnet sich rund um das AMA-Gütesiegel eine Weichenstellung ab. Offen ist noch, wie die Mehrkosten abgegolten werden sollen.

Dem Vernehmen nach wurden in den vergangenen Wochen „auf höchster Ebene“ sehr konkrete Gespräche darüber geführt, wie man sich mit heimischem Schweinefleisch aus gentechnikfreier Fütterung auch international besser abheben könne. Als Dreh- und Angelpunkt jedweder Überlegung gilt dabei das AMA-Gütesiegel, bestätigt Niederösterreichs LK-Vizepräsident Otto Auer im Gespräch mit BLICK INS LAND. Die Umstellung auf Gütesiegel-Schweinefleisch aus GVO-freier Fütterung dürfe aber nur auf freiwilliger Basis geschehen, die Mehrkosten müssen den Bauern verpflichtend abgegolten werden, so Auer. Diskutiert als Gütesiegel-Auflage wird auch der österreichische Herkunftsnachweis von Muttersauen und Ferkeln samt deren gentechnikfreier Fütterung. Mäster, die am Programm teilnehmen wollen, müssten sich Ferkelproduzenten suchen, die solche liefern wollen.

Mitziehen bei der Umsetzung muss auch der Lebensmitteleinzelhandel. Angedacht ist etwa eine „Anschubförderung“ für die Supermarktketten, damit diese das GVO-freie Schweinefleisch mit AMA-Gütesiegel auch listen, bis das Fleischangebot von den Konsumenten gut angenommen wird. Das Geld dafür müsste aus dem Bundesagrarbudget kommen. Ebenfalls diskutiert wird, die Förderung der  gentechnikfreien Fütterung ins Umweltprogramm ÖPUL zu integrieren und sich dort eine passende Maßnahme zurechtzuschneidern. Offen ist, ob das nicht gegen EU-Recht verstößt. Letztlich könnte auch der Handel selbst ählich wie in Deutschland bei der „Initiative Tierwohl“ in einen Topf einzahlen, aus dem den Bauern die Kosten für den Mehraufwand abgegolten werden, meinen die Bauern.

„Am Ende muss der Zuschlag für GVO-freie Schweinefütterung aber vom Markt bezahlt werden“, betont Otto Auer. Und das extra ausgewiesen auf der Schweineabrechnung, die der Fleischhauer dem Bauern ausstellt, „damit er letztlich nicht stillschweigend im Gesamtpreis verschwindet“. Aufgeschlagen werden könnten die höheren Futterkosten nach Verzicht auf GVO-Soja ohnehin „nur auf jene Teilstücke, die in den Supermarktegalen landen“. Bei Ware für den Export werde man sich weiterhin nach den internationalen Preisnotierungen richten, um konkurrenzfähig zu bleiben, heißt es. Oder anders formuliert: Schnitzel und Kotelett müssen also Bäuche, Haxen und Ohren quer finanzieren. Den Mehrpreis für die Konsumenten hält Auer indes überschaubar, nämlich rund 20 Euro pro Schwein, inklusive Tierwohl: „Ein Kilogramm Schnitzelfleisch würde sich um 70 Cent verteuern.“ Und das sei zumutbar, meint Auer, selbst Schweinehalter.

Kein Hinderungsgrund mehr sei dagegen die Verfügbarkeit von regionalen, gentechnikfreien Sojabohnen. Allein im Verein „Donau Soja“ würden 650.000 Tonnen GVO-freies Soja zur Verfügung stehen, so Obmann Matthias Krön.

STEFAN NIMMERVOLL