OBSTVERWERTUNG Brettanomyces, „Pferde schweiß“, „Brett“, selchig, animalisch Wilde Brettanomyces-Hefen können diverse Fehltöne pro- duzieren, z.B. beißenden Pfer- destallgeruch oder Geruch nach rauchiger Speckschwarte, Nel- kengewürz oder getoastetem Holz. Diese Hefen können sich in Gefäßen, Geräten oder Keller- räumen einnisten und dann im- mer wieder Produkte verderben. Vorbeugung: Verwendung von Reinzuchthefen, Fässer und Ge- räte reinigen. Entschleimung, ausreichende Schwefelung. Böckser, Oxidation Schwefelböckser: Geruch muf- fig-dumpf, nach Gummi, im Ex- tremfall wie faule Eier. Fehler kann durch Belüftung gemin- dert oder entfernt werden. Vorbeugung: Schwefelreste im Fass vermeiden, Reinzuchthe- fen verwenden. Most nicht mit blankem Metall in Verbindung kommen lassen, Saft nicht zu stark schwefeln. Hefeböckser: Der Hefeböckser ist meist nur vorübergehend im Laufe der Gärung spürbar, wenn der Most in der Klärungs- phase auf dem Hefebodensatz steht. Ursache ist die Zerset- zung der Hefe. Vorbeugung: Rasches Abziehen von Hefe nach der Schwefelung. Oxidation, Braunwerden, „Brauner Bruch“, „Sherry- note“: Bräu nung des Mosts durch stärkere Oxidation, meist nicht mehr rückgängig zu ma- chen. Sauerstoff und Most- inhaltsstoffe verbinden sich. Der Geschmack wird flach und schal. Ähnlich Luftton. Vorbeugung: Rechtzeitige Schwefelung, evtl. schon in ge- ringer Dosierung beim Süßmost. Kahmhefebildung, muffig, dünn, leer, Schimmelgeschmack Kahmhefen wachsen bei Tem- peraturen über ca. 15 °C und län- gerem Luftzutritt auf der Ober- fläche des Mosts. Sie bilden zuerst eine dünne Haut, später eine zusammenhängende De- cke, die absinkt. Sie bauen den Alkohol unter Ausscheidung von muffigen Aromen ab. Der Geschmack des Mosts wird be- einträchtigt. Er schmeckt dünn, oxidiert und fade. Vorbeugung: Behälter nach der Gärung voll halten und kühl la- gern. Ausreichend schwefeln. Obst mit ausreichender Säure verwenden. Schimmelgeschmack: Schim- melpilze wachsen auf zucker- hältigen Früchten und Säften. Ab 3 bis 4 Vol.-% Alkohol ist kein Wachstum mehr möglich. Bei starkem Befall muffiger, dump- fer, bitterer Geschmack bzw. Geruch. Vorbeugung: Kein schimm- liges Obst verwenden. Süß- most zügig vergären. Kellerhy- giene. Bittertöne Meist Folge von zu starker Zer- kleinerung der Früchte. Stiele und Samen werden dadurch zerkleinert und führen zu die- sen Bittertönen. Bei der Gärung selbst entsteht Bernsteinsäure, die in größeren Mengen bitter schmeckt. Reinzuchthefen bil- den nur geringe, nicht wahr- nehmbare Mengen. Wildhefen können größere, störende Mengen davon bilden. Vorbeugung: Früchte beim Mahlen nicht zu fein zerklei- nern. Reinzuchthefen verwen- den. Mäuselgeschmack, Mäuseln Verzögerte, stockende Gärung. Vorwiegend bei säurearmen Mosten und in heißen Som- mern. Bei langer, warmer Lagerung und unterlassener Schwefelung entsteht ein unan- genehmer bis widerlicher Ton, der an Ammoniak und den Ge- ruch von Mäuseharn erinnert, vorrangig am Gaumen spürbar, weniger in der Nase. Mattes Aussehen. Oft in Verbindung mit Essigstich. Vorbeugung: Presssaft leicht schwefeln, entschleimen, ra- sche Gärung. Kein fauliges Obst verwenden. Reinzucht- hefen verwenden. Obst mit ausreichend Säure verwen- den oder ansäuern. Rechtzei- tiges Abziehen von der Hefe und ausreichende Schwefe- lung. Eisbonbontöne, tropische/ exotische Fruchttöne, Esterton, Banane Bestimmte Wildhefen können schöne, evtl. aber untypische Aromen wie von Eisbonbons, Banane oder Ananas erzeugen. Unter Umständen erwünscht, aber schwer zu steuern. Vorbeugung: Kein fauliges Obst verwenden. Reinzuchthefen verwenden. Nicht zu kalt ver- gären. Luftton, Aldehydton Acetaldehyd hat einen muffi- gen (sherryartig, korkig, fade) oder grasigen Geruch. Gebildet wird es durch Wildhefen bei ho- hen Gärtemperaturen. Im Most bindet Acetaldehyd den freien Schwefel. Vorbeugung: Reinzuchthefen verwenden. Gärung bei mä- ßigen Temperaturen. Ausrei- chend schwefeln, Luftzutritt verhindern. Quelle: Landwirtschaftskammer Vorarlberg bioprofi 3/2023 29