MELKEN – Ruhiger Umgang und tierge- rechte Behandlung der Kühe vor und während des Mel- kens (Stressminimierung) – Melkreihenfolge: Bildung von Melkgruppen. Eutergesunde Kühe sind immer vor den in- fektionsverdächtigen und eu- terkranken Kühen zu melken! – Durchführung der Routine- arbeiten in der Reihenfolge Predippen – Vormelkprobe (Nicht auf den Fußboden mel- ken!) – Abtrocknen und Reinigen der Zitzen mit desinfizierenden Einwegpapiertüchern bei gleichzeitigem Anrüsteffekt – Ansetzen der Melkbecher – Abnehmen – abschließen- de Desinfektion der Zitzen gleich nach dem Abnehmen des Melkzeugs – Vermeidung langer Warte- zeiten für die Kühe zwischen Anrüsten und Ansetzen – Verwendung weicher, hoch elastischer Zitzengummis – Melkzeuge nicht verdreht ansetzen (Dreh und Hebel- kräfte führen zu Blindmel- ken und Schmerzen bei den Kühen) – Minimierung von Blindmelk- zeiten, Nachgemelken und Lufteinbrüchen – Zwischendesinfektion der Melkbecher mit DLGzugelas- senen Peressigsäurepräpara- ten. Mehrmalige Reinigung der Melkerhände bzw. Benut- zung von Latexhandschuhen während des Melkens. – Nachkontrolle des Euters nach Abnahme des Melk- zeugs – Durchführung des Zitzen- dippens bzw. sprühens mit desinfizierenden Mitteln zur Vorbeugung gegen Strepto- kokken – Vermeidung von schmerzhaf- ten Behandlungen im Melk stand (Stressminimierung) – Minimierung von Nebenar- beiten im Melkstand. Diese führen zu Störungen im Melk ablauf. – Schnelle Behandlung klini- scher Fälle Untersuchungen der Thüringer Landesanstalt für Landwirt- schaft (Anacker u. Fadlelmoula, 2004) ergaben beim Vergleich von Nass und Trockenreini- gung vor dem Melken einen deutlich höheren Anteil bakte- riologisch positiver Tiere sowie einen höheren Anteil euteras- soziierter Erreger und somit deutlich höhere Zellzahlen auf- grund der Nassreinigung. Ungenügendes Anrüsten (Tab. 1), Wartezeiten für die Kühe zwischen Anrüsten und Ansetzen des Melkzeugs und verdrehtes Ansetzen von Melkzeugen führen zur Verrin- gerung des Milchflusses und der Milchmenge, zum Auftre- ten von Bimodalitäten (Zwei- gipflichkeit) der Milchflusskur- > 20 Sekunden Eutervorbereitung < 20 Sekunden Eutervorbereitung Gesamtgemelk (kg) Anstiegsdauer (min) Plateaudauer (min) Abstiegsdauer (min) Nachgemelksmenge (kg) Log. Zellzahl a, b = p < 0,05 11,8a 1,2 ± 0,01a 2,2 ± 0,04a 2,6 ± 0,03a 0,8 ± 0,01a 4,9 ± 0,01a 9,1 ± 0,07b 1,4 ± 0,01b 1,4 ± 0,05b 2,4 ± 0,03b 0,13 ± 0,01b 5,1 ± 0,01b Tab. 1: Einfluss der Eutervorbereitung auf einzelne Parameter (nach Wessels, 2001) Gesamtgemelk (kg) Anstiegsdauer (min) Plateaudauer (min) Abstiegsdauer (min) Nachgemelksmenge (kg) Bimodalität (%) a, b, c = p < 0,05 < 150.000 ZZ/ml Milch 150.000 – 300.000 ZZ/ml Milch 13,8 ± 0,06a 1,2 ± 0,02a 2,6 ± 0,07a 2,8 ± 0,03a 0,12 ± 0,07a 21,8 12, ± 0,03b 1,3 ± 0,01b 2,4 ± 0,06b 2,6 ± 0,03b 0,12 ± 0,06a 28,0 > 300.000 ZZ/ml Milch 12,1 ± 0,05c 1,4 ± 0,09c 2,2 ± 0,03c 2,8 ± 0,01a 0,13 ± 0,006a 32,1 Tab. 2: Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Bimodalitäten der Milchflusskurve, Parameten des maschinellen Melkens sowie Milchzellzahlen (nach Tölle, 2000) 16 ve einschließlich Blindmelken. Außerdem kann es zur Erhö- hung der Nachgemelksmenge und damit zur Erhöhung der Gesamtgemelksdauer je Ge- melk sowie zum Anstieg der Zellzahl kommen. Aufgrund der verlängerten Vakuumein- wirkung auf Zitzenkanalöff- nung, Zitzenkanal und Innen- auskleidung der Zitzenspitze und Blindmelken kommt es zu Durchblutungsstörungen und zum Entstehen des „Resi- dualvakuums“, wodurch das Eindringen von Krankheits- erregern begünstigt wird. Auch wird das Schließen des Zitzenkanals nach dem Mel- ken verzögert und damit eine Neuinfektion gefördert. In Praxisuntersuchungen wur- den Zusammenhänge zwi- schen Milchflusskurvenverlauf und Zellzahlwerten ermittelt (Tab. 2). Dabei konnte festge- stellt werden, dass zwar opti- male Milchflusskurven bei allen Zellzahlwerten auftraten, häufi- ger aber in Betrieben mit guter Eutergesundheit. Mit Zunahme der Melkfrequenz (drei oder sogar viermaliges Melken) steigen die Anforde- rungen an ein qualitätsgerech- tes, zügiges und euterscho- nendes Melken. Mehrmaliges Melken erhöht die Maschinen- haftzeit und damit die mecha- nische Beanspruchung der Zit- zen. Verhärtete Zitzenspitzen können die Folge sein. Deshalb ist einerseits auf eine kurze Melkdauer zu achten, da dadurch die Gewebebelas- tung reduziert wird. Eine kurze Melkdauer ist aber nur zu er- reichen, wenn die Tiere stress arm gehalten und gemolken werden. Außerdem müssen Schwermelker vor einer Erhö- hung der Melkfrequenz unbe- dingt aus dem Bestand selek- tiert werden. Der Stellenwert des Anrüstens, das heißt die Herstellung der Melkbereit- schaft, steigt mit Zunahme der rinderprofi 2/2023