TIERGESUNDHEIT Coole Hennen: Leistungseinbußen durch Hitzestress vermeiden Hitzestress ist ein nach wie vor unterschätztes Problem, das jedoch für die Rentabilität der Geflügelbetriebe eine bedeutende Rolle spielt. Hitzestress beginnt bei Legehennen deutlich früher, als man allgemein annimmt. Von Elisabeth Zißler S inkende Legeleistung, geringere Ei- und Scha lenqualitäten, die Zu nahme von oxidativem Stress und steigende Tierver luste können die Folgen von Hitzestress im Legehennenstall sein. Die Wohlfühltemperatur für erwachsene Legehennen liegt zwischen 18 und 24 °C. Da die Tiere keine Schweißdrüs en besitzen, können sie sich bei hohen Temperaturen nur eingeschränkt selbstständig abkühlen. Das Federkleid der Hühner erschwert ihnen die Wärmeabgabe zusätzlich. Hohe Temperaturen, vor allem in Ver bindung mit hoher Luftfeuchte, können daher schnell negative Auswirkungen auf das Wohlbe finden und die Gesundheit der Tiere haben. Dabei ist zu be achten, dass bei einer Tempe ratur von 25 Grad außerhalb des Stalls bei einer rel. Luftfeuchte von 80 Prozent im Inneren des Stalls bereits extremer Hitze stress auf die Tiere wirkt, der nach kurzer Zeit zum Hitzetod führen kann. Anzeichen Tiere mit Hitzestress sind zu er kennen an Schnabelatmung, der stärker durchbluteten Kopfhaut und dem Abspreizen der Flügel, mit dem sie versuchen, eine bes 10 sere Luftzirkulation am Körper zu erzielen. Die Tiere reagieren auf die Wärmebelastung mit Bewegungsunlust, steigender Wasseraufnahme und sinken der Futteraufnahme. Durch die Schnabelatmung wird zu viel 2 in der Lunge abgegeben. CO Das stört den Säurehaushalt im Blut und in den Zellen, es wird zu wenig Kalzium, Phosphor und Kalium aufgenommen. Eine weitere Möglichkeit der Wärmeabgabe erfolgt über den Blutkreislauf der Tiere. Um mehr Wärme über die Körperoberflä che abgeben zu können, wird diese stärker durchblutet. Da durch kann weniger Blut durch die inneren Organe zirkulieren, wo es folglich zu einem Sauer stoffmangel und oxidativem Stress kommt. Dies kann unter anderem zu einem geschädig ten und entzündeten Darm füh ren. Des Weiteren steigt durch die erhöhte Wasser aufnahme der Wassergehalt im Kot und die Einstreu wird nass, was zu verschmutzten Eiern und drecki gen Fußballen (und in der Folge oft zu weiteren gesundheitli chen Problemen und Läsionen) führt. Die Konsequenzen sind umfangreich und zeigen sich in sinkender Legeleistung, abneh mendem Eigewicht, blasser Dot terfarbe, abnehmender Schalen qualität bis hin zu vermehrten Tierverlusten. Damit gehen be achtliche ökonomische Einbu ßen für den Betrieb einher. Der Hitzestress kann vor allem bei Jung- und Legehennen auch zu Ausbrüchen von Federpicken und Kannibalismus führen. Fer ner können auch Coli-Infektio nen auftreten. Fütterung optimieren Neben zahlreichen Manage mentmaßnahmen kann auch die angepasste Fütterung dazu beitragen, die durch den Hitze stress verursachten negativen Auswirkungen zu verringern. Allseits bekannt sind die Anpas sung der Fütterungszeiten, der Futterzusammensetzung hin sichtlich Nährstoffdichte sowie der Einsatz von Vitamin C und Elektrolyten über das Tränk wasser. Vermehrt wird der präventive Einsatz von ausge wählten Zusatzstoffen über das Futter diskutiert. Wie bereits erwähnt, reagiert das Geflügel mit einer stärke ren Verlagerung des Blutflusses von dem Verdauungssystem hin zur Körperoberfläche, um Kör perwärme an die Umgebung abzuleiten. Dies führt zu soge nanntem oxidativem Stress im Organismus. Was ist oxidativer Stress? Es handelt sich dabei um eine zunehmende Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) in den Körperzellen, die schädlich auf den Stoffwechsel in den Zellen wirken können. Das Ziel sollte es daher sein, das oxidative Gleichgewicht zu erhalten, indem in der akuten Phase Antioxidantien supple mentiert werden. Besonders wirksam sind Antioxidantien, wenn sie präventiv über das Fut ter verabreicht werden. Selen und SOD Die Versorgung der Tiere mit hoch bioverfügbaren Selen quellen in Form einer qualitativ hochwertigen Selenhefe kann dazu beitragen, den Oxidati onsstatus schnell wieder ins Gleichgewicht zu bringen, die Auswirkungen von ROS auf den Organismus zu verringern und Legehennen bei der Bewälti gung von Hitzestress zu helfen. Selen ist nämlich das aktive Zentrum der Glutathionpero xidase (GPx), eines wichtigen antioxidativen Enzyms, das die negativen Auswirkungen oxi dierender Verbindungen neu tralisieren kann. In einem Ver such zeigten Legehennen, die während einer extremen Hitze stressperiode in der späten Le gephase mit 0,1 ppm Selenhefe (ALKOSEL) gefüttert wurden, eine deutlich bessere Legeleis tung (+40 Prozent) und Eiquali tät bezogen auf Eigewicht und Eischalenstabilität. geflügelprofi 1/2025