REIFUNG Ertrag Trauben- (kg/Stock) gewicht (g) 100-Beeren- gewicht (g) Most- gewicht (°KMW) Säure- gehalt (g/l) Kontrolle Antitranspirant Entblätterung LH = 70 cm Signifikanz 4,65ab 5,08ab 5,75b 3,95a ** 195ab 212ab 234b 178a * 159 151 152 135 n.s. 19,4b 17,5a 18,2ab 19,0ab ** 6,1b 5,3a 6,0b 6,0b ** pH- Wert 3,3 3,3 3,3 3,2 n.s. n.s. = kein statistisch signifikanter Unterschied; * = signifikanter Unterschied; ** = hoch signifikanter Unterschied. Werte mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant voneinander. Tab. 1: Mittelwerte von Ertrag (kg/Stock), Traubengewicht (g), 100-Beerengewicht (g), Mostgewicht (°KMW), Säuregehalt (g/l) und pH-Wert im Most von Grüner Veltliner in Abhängigkeit von der Versuchsvariante am 30.09.2021. Reife- und Ertragsparameter im Jahr 2021 zu erkennen. Die dreimalige Applikation des Antitranspirants nach der Blüte bewirkte eine deutliche Reduktion des Zucker- und Säuregehalts im Most (–1,9 °KMW und –0,8 g/l Säure). Die Totalentblätterung führ- te ebenfalls zu einer Mostge- wichtsreduktion (–1,2 °KMW), allerdings ohne dabei den Säuregehalt zu beeinflussen. In der Variante mit eingekürz- ter Laubwand (h = 70 cm) war das Traubengewicht und damit auch der Ertrag gegenüber der Kontrollvari- ante verringert (–17 g bzw. –0,7 kg/Stock), während das Mostgewicht nur tendenziell reduziert wurde (–0,4 °KMW) und kein Einfluss auf den Säu- regehalt feststellbar war. Auch wenn der Einfluss der verschiedenen Methoden im 6 Abb. 5: Reduzierte Laubwandhöhe im August 2022 Jahr 2022 etwas geringer war, bewirkte die dreimalige Ap- plikation des Antitranspirants nach der Blüte erneut eine deutliche Mostgewichtsreduk- tion (–1,2 °KMW), aber nur eine leichte Reduktion des Säure- gehalts im Most (–0,4 g/l). Der Einfluss der Totalentblätterung auf das Mostgewicht war mit einer Reduktion um –1,0 °KMW ähnlich wie im Jahr 2021, ohne dabei den Säuregehalt zu be- einflussen. Die durch das Ein- kürzen der Laubwand bewirk- ten Effekte waren im Jahr 2022 nicht signifikant, auch wenn sich wieder Tendenzen zu ei- ner Verringerung des Ertrags (–0,65 kg/Stock) und des Trau- bengewichts (–33 g) zeigten. Die Stickstoff-, Kalium- und Ge- samtphenolgehalte im Most wurden 2021 und 2022 durch die unterschiedlichen Reifeverzöge- rungsmaßnahmen nicht beein- flusst. Die Schnittholzgewichte lagen generell auf einem niedri- gen Niveau. Signifikante Unter- schiede zeigten sich zwischen der Totalentblätterung und der reduzierten Laubwandhöhe. Die Totalentblätterung zwi- schen dem 2. und 3. Heftdraht- paar führte zu einem gestei- gerten Schnitt holzgewicht von 1.600 kg/ha. Im Gegensatz dazu bewirkte die reduzierte Laub- wandhöhe, dass das Schnittholz- gewicht auf 1.073 kg/ha sank. Die Werte bei den beiden anderen Varianten lagen mit 1.308 und 1.313 kg/ ha dazwischen. Zusammenfassung Die Verringerung der Transpira- tion der Rebe durch Verkleine- rung der Blattfläche oder den Einsatz eines Antitranspirants sind kurzfristige und jährlich variable Möglichkeiten, um auf Trockenstress und zu hohe Mostgewichte zu reagieren. Während die Reduktion der Blattfläche mittels reduzierter Laubwandhöhe im Gegensatz zu früheren Untersuchungen aus noch zu klärenden Gründen keine befriedigende Wirkung zeigte, wies die Totalentblät- terung zwischen dem zweiten und dritten Heftdrahtpaar hin- sichtlich Mostgewichtsredukti- on eine sehr gute Wirkung auf (–1 bis –1,2 °KMW), ohne dabei den Säuregehalt zu beeinflus- sen. Außerdem ließ bei dieser Maß- nahme das tendenziell verrin- gerte Blattwasser potential auf eine Reduktion der Ver- dunstung schließen. Die we- nig bekannte Methode der dreimaligen Applikation des Antitranspirants nach der Blü- te war hinsichtlich Mostge- wichtsreduktion noch effekti- ver (–1,2 bis –1,9 °KMW), hatte aber auch eine Reduktion des Gehalts an Säure im Most von –0,4 bis –0,8 g/l zur Folge. So- mit bieten die Totalentblätte- rung zwischen dem zweiten und dritten Heftdrahtpaar und die mehrmalige Applikation des Antitranspirants nach der Blüte Möglichkeiten, sehr kurzfristig die Reife zu verzögern und zu hohe Mostgewichte zu vermei- den. Bei Rebsorten, die ohne- hin nur geringe Säuregehalte aufweisen, ist der Einsatz eines Antitranspirants allerdings nur bedingt sinnvoll, da dadurch die Problematik zu hoher pH-Werte und zu geringer Säuregehalte noch verstärkt werden kann. HR Dipl.-Ing. Martin Mehofer, BEd, Abteilungsleitung Weinbau, HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg wein-&obstbauprofi 1/2024 r e f o h e M © : o t o F