FÜTTERUNG ohne Weizenkleie mit Weizenkleie AM MM 47 34 16 – 3¹ 13,4 162 10,9 9,7 30 3,9 Weizen, % Körnermais, % Sojaextraktions- schrot, 44 % RP Weizenkleie, % Mineralfutter, % Umsb, Energie, MJ ME Rohprotein, g Lysin, g dvd Lysin, g Rohfaser, g Phosphor, g Mittlerer Gehalt an Rohprotein, g Mittlerer Gehalt an Phosphor, g 46 40 11 – 3¹ 13,5 145 9,7 8,6 28 3,7 144 3,6 EM 50 41 6 – 3¹ 13,5 129 8,5 7,6 26 3,3 AM MM EM 32 43 17 5 3² 13,2 165 10,6 9,4 33 4,3 37 42 5 13 3² 12,9 130 8,1 7,05 35 4,3 36 39 10 11 3² 12,9 148 9,3 8,2 36 4,3 145 4,3 ¹14 % Lysin, ²12 % Lysin, AM 1 % P, Mittel- und Endmast 0 % P im Mineralfutter Quelle: eigene Berechnung Tab. 2: Schweinemastrationen Futtermengen / Schwein, kg mit Weizenkleie ohne Weizenkleie Differenz, kg Körnermais Weizen Sojaextraktions- schrot, 44 % RP Weizenkleie Mineralfutter (14 bzw. 12 % Lysin) 97 120 26 0 8 Tab. 3: Einsparungspotenzial 104 88 25 25 8 +7 –31 –1 +25 +– nicht verdaulich und findet sich folglich in den Ausschei- dungen wieder. Gesetzliche Vorgaben (Düngeverordnung, Stoffstrombilanzverordnung, Technische Anleitung zur Rein- haltung der Luft) limitieren den Gehalt an Phosphor und schrei- ben eine betriebliche bzw. anla- genspezifische Saldierung der Nährstoffströme von Stickstoff und Phosphor vor. Somit ist die genaue Kenntnis über den Nährstoffgehalt nicht nur für die bedarfsgerechte Ra- tionskalkulation, sondern auch für die Einhaltung der gesetzli- chen Vorgaben entscheidend. Eine genaue Deklaration von Rohprotein und Phosphor könnte einen wertvollen Bei- trag zum gesteigerten Einsatz von Weizenkleie in der heimi- schen Rationsgestaltung leis- ten. Somit obliegt den Müllern eine besondere Verantwortung für die ordnungsgemäße Dekla- ration. 12 Aufgrund des Schalenanteils des Weizenkorns wird den Kleien auch oftmals ein hoher Gehalt an Mykotoxinen (im spe- ziellen DON) nachgesagt, wenn- gleich größere Untersuchungen zu dieser Thematik noch ausste- hen. Um auf Nummer sicher zu gehen, lohnt sich eine kosten- günstige ELISA-Analytik. Der gesteigerte Einsatz von Kleie trägt wesentlich zur Sät- tigung, Beschäftigung und Ver- dauung sowie zu gesteigertem Tierwohl bei. Darüber hinaus ist es auf Basis der Rationskalkula- tionen in Tabelle 2 unter gestei- gerten Rationsanteilen mög- lich, bis zu 25 kg Weizenkleie in der energie- und nährstoffange- passten Schweinemastration unter Einhaltung der Vorgaben anzuwenden. Das ermöglicht es, ca. 30 kg Futterweizen pro Tier im Zuge der Mast einzusparen (Tab. 3). Doch nicht nur in der Schweine- mast, sondern auch in der Füt- terung von tragenden Sauen können große Mengen an Wei- zenkleie in der Rationsgestal- tung Anwendung finden und für mehr Ruhe und weniger Stress sorgen. Ökonomisch und ökologisch punkten Durch ihr Potenzial, die Menge an benötigtem Futterweizen zu senken, trägt Weizenkleie auch dazu bei, die Nahrungsmittel- konkurrenz zwischen Nutztier und Mensch zu reduzieren. Während Weizen und Mais ei- nen potenziell human verzehr- baren Anteil von ca. 80 Prozent aufweisen, beträgt dieser An- teil bei der Weizenkleie ledig- lich 10 Prozent. Somit lässt sich durch den gesteigerten Einsatz von Weizenkleie in Nutztierrati- onen das Spannungsfeld „Teller vs. Trog“ einschränken. Auch die Berechnung der Preis- würdigkeit der Weizenkleie im Vergleich zu weiteren Futter- mitteln streicht die Vorzüge heraus. Laut Berechnungen entspricht 1 kg Weizenkleie nährstofflich ca. 200 g Soja- extraktionsschrot (44 Prozent Rohprotein) und ca. 500 g Körnermais – somit ergibt sich bei ökologischer und öko- nomischer Betrachtung eine „Win-win-Situation“. Aktuelle Schweinemastversu- che der Universität für Boden- kultur in Wien (BOKU, Ertl, 2022) verdeutlichen, dass hohe Ein- satzmengen an Weizenkleie wie in Tabelle 2 in der Praxis ohne Leistungseinbußen möglich sind. Aufgrund der Schmackhaf- tigkeit konnte eine geringere Futteraufnahme nachgewiesen werden, jedoch wurde im Ver- gleich zur Kontrollgruppe der Futteraufwand signifikant redu- ziert. Auch der Magerfleischan- teil wurde nicht beeinflusst, wobei es das Lysin/Energie-Ver- hältnis zu beachten gilt. Dr. Reinhard Puntigam, Martin Schäffler,LfLTierernährung,Grub schweineprofi 1/2024