VERSCHLÜSSE Öffnen der Schrumpf- oder Alu- miniumkapsel, das Eindrehen des Korkenziehers, das Hoch- ziehen des Korkens mit dem anschließenden Plopp und die anschließende Untersuchung des Korkens – all das kann in ei- ner wahrlichen Zeremonie des Sommeliers oder der Somme- lière oder des Konsumierenden selbst erlebt werden. Das Gefühl, das dabei vermit- telt wird, ist nicht zu unter- schätzen. Die Vorfreude auf den Wein, die dabei entsteht, das Gefühl der Gemeinsam- keit, der Genuss, all das steckt bereits in dem simplen Pro- zess des Korkenziehens. Wenn auch der Klick beim Öffnen des Schraubverschlusses markant ist, an die Intensität des Kor- kenziehens kommt dies nicht heran. Es gibt noch weitere Vorteile des Korkens. Er ist als Verschluss tatsächlich sehr gut. Seine hochelastische Eigen- schaft ist ausgezeichnet für das Verschließen von Flaschen geeignet. Der Eintritt von Sau- erstoff ist bei einem Korken, so wie es gewünscht ist, kaum vorhanden und er hat als innen- abdichtender Verschluss zu- sätzlich den Vorteil, dass kaum Luftraum innerhalb der ge- füllten Flasche vorhanden ist. Somit ist er für die langjährige Lagerung der Flasche bestens geeignet. Zusätzlich ist der Kor- ken noch nie so gut gewesen wie aktuell. Die Korkindustrie musste sich wegen der aufkom- menden Konkurrenz in den letzten Jahrzehnten immens weiterentwickeln, um mit den technischen Verschlüssen mit- halten zu können. Vielfach wurden Änderungen vorgenommen, beispielswei- se bei der Lagerung der Kork- rinde zum Trocknen und bei der Selektion der Chargen. Am meisten hat wohl das Einführen von Verfahren gebracht, die ei- 26 erreichten Image. Nach vielen Versuchen und Umstellungen von Winzerinnen und Winzern (oder von ganzen Ländern) lässt sich zusammenfassen, dass mittlerweile Ruhe am Markt eingekehrt ist und der Korken seine Dominanz in ge- wissen Märkten an alternative Verschlüsse abgeben musste. Aber in gewissen Bereichen konnte er seine prominente Stellung erhalten. Eine Studie an der IMC in Krems, bei der Experten und Expertinnen befragt wurden, zeigt, dass Naturkork im Pre- miumbereich bei Wein nach wie vor an erster Stelle steht. Zwar sind auch die Alternativen wie Schraubverschluss oder Presskork im Premiumbereich vorhanden, aber der Naturkork passt hier dennoch besser ins Gesamtkonzept. Im Umkehr- schluss bedeutet dies, dass der Naturkorken bei Weinen, die die höchste Absatzquote (günstigeres Preissegment) haben, nur mehr wenig vorhan- den ist. Vergleicht man die Ver- schlussart von Weißweinen zu Rotweinen, so ist der Naturkor- ken bei Rotweinen wichtiger, aber auch vorrangig bei Premi- umweinen. Der stetig wachsende Natu- ral-Wine-Markt setzt viel auf Naturkorken, da dies einfach die passendste Art ist. In Län- dern wie Italien, Frankreich, Spanien, aber auch in den USA oder Chile ist der Naturkorken aufgrund der Tradition stärker vorhanden und wird es sicher- lich auch bleiben. Das Preis- segment des Weines spielt hier dennoch eine Rolle, aber nicht im gleichen Ausmaß wie in Aus- tralien, Deutschland oder Ös- terreich. bei den gefüllten Flaschen ge- ben kann und eine gewisse Un- sicherheit vorhanden bleibt. Der Hinweis darf jedoch nicht fehlen, dass auch beim Verkor- ken die richtigen Bedingun- gen (Verkorkungsmaschine, Innendruck) notwendig sind. Der größte Nachteil des Korks ist jedoch das mögliche Vor- handensein von Trichloranisol (Korkgeschmack), welches bekanntermaßen einen Erken- nungsschwellenwert im ein- stelligen Nanogrammbereich pro Liter hat. Durch die erwähn- ten Maßnahmen im Bereich der Korkproduktion wurde zwar die Rate an Korkgeschmack bei Füllungen von bis zu vier Prozent auf unter ein Prozent reduziert, aber komplett aus- schließen lässt es sich nicht. Der klar zu erkennende Kork- geschmack ist hierbei gar nicht das größte Problem. Kritisch ist der schleichende Kork, bei dem die Konsumierenden die Schuld des fahl schmeckenden Weines nicht klar dem Verschluss zu- ordnen, sondern dem Weingut, und somit eher das Weingut meiden, als eine neue Flasche zu probieren. Die aktuelle Lage Der Korken ist in Summe ein großartiges Produkt mit sehr guter Qualität und einem un- DI Michael Winkler, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Keller- wirtschaft, HBLAuBA für Wein- und Obstbau, Klosterneuburg k c o t S e b o d A © : o t o F wein-&obstbauprofi 1/2023 nerseits Mufftöne reduzieren und weiters diese analysieren können. Eine starke Reduktion dieser Töne wie Trichloranisol (TCA) kann beispielsweise mit Hilfe des Einsatzes der Was- serdampfdestillation erreicht werden. Die Korkanalysen (Gas- chromatographie), um Mufftö- ne zu detektieren, sind so weit etabliert, dass jeder produzier- te Korken bei akzeptablen Kos- ten analysiert werden kann. Einen letzten Vorteil hat der Korken zusätzlich, denn er ist ein Naturprodukt und passt so- mit in ein nachhaltiges Image, welches gerne beworben wird. Hier sollte jedoch die Glaubwür- digkeit nicht überstrapaziert werden, denn die Verschlussart beträgt nur ca. ein Prozent der Treibhausgasemissionen der Weinproduktion, den größten Anteil mit bis zu 47 Prozent hat die Flasche. Die Nachteile Als Naturprodukt hat er auch Nachteile. Ergebnisse an der HBLAuBA bei einem Langzeitla- gerungsversuch ergaben, dass der Naturkork zwar die besten Ergebnisse erzielen kann, aller- dings auch eine deutlich größe- re Varianz bei den Ergebnissen im Vergleich zu technischen Verschlüssen aufweist. Das be- deutet, dass es Unterschiede