FUTTERERNTE Sicherheit beim Fahren im Feld, am Hang und auf der Straße an erster Stelle. Der statische Kippwinkel eines Fahrzeugs kann auf einer Kippbühne re- lativ einfach ermittelt werden. Dies ist zwar anschaulich, aber für die Praxis von untergeord- neter Bedeutung. In der Praxis sieht es ganz anders aus: Es gibt bei einem landwirtschaft- lichen Fahrzeug keine standar- disierten Fahrzustände. Der Fahrbahnuntergrund, der Be- ladungszustand, die Belastung des Fahrzeugs durch Anbauge- räte vorn und hinten, die Rei- fendrücke, Hangneigung usw. ändern sich ständig. Laufend ändernde Einsatzbedingungen haben daher großen Einfluss auf die fahrdynamischen Ei- genschaften. Im Gegensatz zu flachen Parzellen hat die Len- kungsart am Hang eine größere Bedeutung. Der Zweiachsmä- her war schon vor Jahrzehn- ten Vorreiter bezüglich unter- schiedlicher Lenkungsarten. Transporter und hangspezifi- sche Traktoren verfügen heute zumindest optional ebenfalls über verschiedene Lenkar- ten. Bessere Wendigkeit be- deutet mehr Bodenschonung und kann sich positiv auf die Hangstabilität auswirken. Die Allradlenkung, in Verbindung mit der Hundegang-Lenkung, erlaubt gegenüber der Vor- derradlenkung eine stabilere Schichtenlinienfahrt. Dies des- halb, weil mit der Vorderradlen- kung allein im steilen Gelände wesentlich häufigere Lenkkor- rekturen notwendig sind, damit die Fahrspur gehalten werden kann. Gewicht – das große Handicap Gewicht ist einerseits notwen- dig, um eine ausreichende Arbeitssicherheit zu gewähr- leisten und ein befriedigendes Arbeitsergebnis zu erreichen. Das Traktionsvermögen am 14 Hang wird durch die Radlast und den Bodenzustand be- stimmt. Wird der Radschlupf zu groß, ist die Radlastuntergren- ze unterschritten und/ oder die Zuglast zu groß. Dabei spielt der Bodenzustand eine Schlüs- selrolle, die nicht immer ge- nügend berücksichtigt wird. Die Radlast kann im Rahmen „sinnvoller Möglichkeiten“ durch Zusatzgewichte erhöht werden. Andererseits ist Gewicht im- mer ein Problem. Während im Ackerbau- beziehungsweise im Talgebiet das Maschinenge- wicht stets thematisiert wird, spricht man im Berggebiet kaum darüber. Dies mit der Fol- ge, dass aus Sicht des Bodens zu wenig über eine Reduktion der Radlast und damit zwangs- läufig weniger Zuglast disku- tiert wird. Genau wie im Talge- biet wird auch im Berggebiet kaum über kleinere und leich- tere Fahrzeuge gesprochen. Durch den Einsatz einer ange- triebenen Achse, beim gezoge- nen Ladewagen oder der Rund- ballenpresse, kann der Trend zu immer höherem Gewicht zumindest teilweise entschärft werden. Traktor oder Transporter (oder beide)? Subjektiv wird die Hangtaug- lichkeit beim Transporter als besser eingeschätzt. Ein ob- jektiver Vergleich ist dann möglich, wenn jedes Rad zum Antrieb genutzt wird (inklu- sive Triebachse). Obwohl ein Traktor-Ladewagen-Gespann länger ist, ist der Wendekreis- durchmesser im Verbund mit einer Lenktriebachse nur un- wesentlich größer als beim Transporter. Vor rund zehn Jahren wurden zahlreiche Feldversuche zur Frage Trak- tor oder Transporter durch- geführt. Einen eindeutigen „Sieger“ gibt es nicht. Es gibt Unterschiede bei der Ladege- schwindigkeit, der Wendezeit und bei den Grasnarbenschä- den. Letztere verschulden die kleineren Räder des Transpor- ters. Die Ladeleistung und der Kraftstoffverbrauch pro Stun- de sind vergleichbar hoch. Die Gesamtkosten pro Tonne wer- den entscheidend durch die Auslastung bestimmt. Diese kann beim Traktor durch viel- seitigere Verwendung besser sein. Stufenlose Getriebe und Allradlenkung versprechen bei Traktoren und Transportern zu- sätzliche Grasnarbenschonung. Wo liegen die Einsatzgrenzen? Von hangtauglichen Fahrzeu- gen erwartet man nicht nur, dass das verfügbare Motor- beziehungsweise Raddrehmo- ment mit wenig Schlupf op- timal in eine hohe Zugkraft umgesetzt wird. Sie sollen in steilem Gelände und bei Schichtenfahrten auch eine gute Querstabilität aufweisen. Grasnarbenschäden, die bei Hangaufwärtsfahrten entste- hen, sind direkt mit Radschlupf in Verbindung zu bringen. Die Querstabilität und die seitli- che Abdrift sind abhängig vom Bodenzustand (Feuchtigkeit), aber auch von der Hangnei- gung und den reifenspezifi- schen Eigenschaften. Aus Sicht eines nachhaltigen Futterbaus (Bodenschonung) kann die Traktormechanisierung bis zu einer Hangneigung von rund 35 Prozent eingesetzt werden. Sowohl die theoretische als auch die praktische Einsatz- grenze ist zwar höher, aber ab 35 bis 40 Prozent Hangneigung müssen je nach Bodenzustand Abstriche bei der Bodenscho- nung gemacht werden. Dop- pelbereifung oder Breitreifen erhöhen die Auflagefläche, für Letztere gilt dies nur bedingt, da die Verzahnung mit dem Bo- den bei Doppelbereifung, spe- ziell bei Traktoren, besser ist als bei Breitreifen. Technisch vorne mit dabei Die Hangmechanisierung steht der übrigen Landtechnik tech- nisch in nichts nach. Im Ge- genteil, digital, elektronisch, elektrisch oder hydraulisch gehören einzelne Fahrzeuge oder Maschinen gar zur Spitze. Bei diesen Spezialfahrzeugen ist heute (fast) alles möglich. Allerdings kämpfen alle Her- steller vom Motormäher über den Zweiachsmäher und den Transporter bis zu spezialisier- ten Traktoren mit zu geringen Stückzahlen. Kein Produzent kann damit den Skaleneffekt* im Vergleich zu den globalen Traktor- und Fahrzeugherstel- lern wirklich nutzen. Dies mit der Folge, dass Bergmechani- sierung richtig teuer ist. Im Ver- bund mit geringer Auslastung bewegen sich viele Betriebe in einem engen finanziellen „Kor- sett“, aus dem sie sich kaum befreien können. Fazit Ohne Bergmechanisierung keine Berglandwirtschaft. Das klingt hart, ist aber Realität. Viele Bergbetriebe sehen sich mit hohen Maschinenkosten konfrontiert. Hangtaugliche Spezialmechanisierung ist ein Nischenprodukt und deshalb entsprechend teuer. Von der technischen Seite her betrach- tet sind sowohl Motormäher als auch Zweiachsmäher, Trans- porter und spezielle Hangtrak- toren Spitzenprodukte. Ruedi Hunger ist Landtechnikjournalist in der Schweiz. * Der Skaleneffekt ist das Resultat der Nutzung des Gesetzes der Massenpro- duktion; Skaleneffekte setzen eine Massenproduktion voraus (Quelle: Wikipedia). grünlandprofi 1/2025