TIERHALTUNG nicht optimal, da auch der Ab- satz von Suppenhühnern in den Sommermonaten eher schlecht ist. Da es bei fünf Legehennenstäl- len auch einiger Planung im Voraus bedarf, vor allem was die Bestellung von Junghen- nen angeht (ca. ein halbes Jahr Vorlaufzeit), muss die Mauser für den Betriebsleiter in erster Linie in den Betriebsablauf pas- sen. Daher kann es auch mal vorkommen, dass eine Herde bereits nach acht Legemona- ten in die Mauser geschickt wird oder die Legperiode auch Mal etwas länger als elf Monate ist. Das ist jedoch eher die Sel- tenheit, sagt Herr Goyert. Mit insgesamt fünf Ställen kann auf dem Demeter-Betrieb aber natürlich eine kontinuierliche Eierproduktion etwas besser sichergestellt werden, als es kleine Betriebe mit nur ein oder zwei Ställen können. Bei all dem Jonglieren muss man je- doch auch immer die Konstituti- on und Leistung der Hennen im Auge behalten. Pläne sind dazu da, um auch mal über den Hau- fen geworfen zu werden. „Es ist immer wieder ein Anpassen, denn jede Herde ist anders!“, betont er nochmals. Eine zweite Mauser – geht das? Da die Erfahrungen mit dem System der Mauser bisher durchweg positiv waren, star- tete Markus Goyert im De- zember 2021 den ersten Ver- such, eine seiner Herden ein zweites Mal in die Mauser zu schicken. „Ich war neugierig und wollte es einfach wissen. Außerdem hat es sich im Be- triebsablauf angeboten und die Herde war schon vorher in einem Topzustand bei einer sehr guten Leistung“, erklärt der Landwirt. Einer der kleine- ren Mobilställe des Betriebs sei zu diesem Zeitpunkt leer gewesen, also wurden die bes- 34 ten Tiere selektiert und in den kleineren Stall umgestallt und die zweite Mauser eingeleitet. „Ich hatte noch nie so schöne Hennen wie in dieser Herde!“, sagte Herr Goyert begeistert, „ein Huhn ist schöner als das andere!“ Die Tiere entwickeln sich nach der Mauser prächtig und er- geben am Ende ein tolles Sup- penhuhn, schwärmt Herr Go- yert weiter. Nach der ersten Legeperiode sind die Hennen auf dem Demeter-Betrieb oft sehr schlank. Zum Teilen wie- gen die Schlachtkörper dieser Hennen nur unter einem Kilo. Schon nach der ersten Mauser wiegen die Hennen im Durch- schnitt circa 200 g mehr. Die Hennen der Herde, die Herr Go- yert das zweite Mal gemausert hat, zeigten sich sogar nochmal besser konditioniert. Allerdings muss man hierbei anmerken, dass durch die Selektion der besten Hennen das Ergebnis unter dem wissenschaftlichen Gesichtspunkt nicht ganz reprä- sentativ ist. Trotz alledem ist der Betriebsleiter sehr zufrie- den mit dem Ergebnis. Auf die Frage, ob Herr Goyert diesen Versuch, eine Herde zwei Mal zu mausern, wiederholen wür- de, kam ein klares JA! „Wenn die Herde gut ist, auf jeden Fall!“ Hürden während der Mauser – Tipps & Tricks Geringere Legeleistung: Die Hennen legen in der Regel in der zweiten (und dritten) Le- geperiode etwas weniger Eier als in der ersten Legeperiode. Die Leistung der Biohennen des Neuhofs liegt nach der Mauser im Durchschnitt etwa 10 Prozent unter der der ersten Legeperiode. Man muss sich jedoch auch im Klaren darüber sein, dass tendenziell die Eier mit jeder Mauser größer wer- den. Große Eier können bei der Vermarktung möglicherweise problematisch sein, da der Ver- braucher lieber M-Eier haben möchte. Über den eigenen Hofladen und die weiteren Ab- nehmer des Demeter-Betriebs ist dies aber in der Regel gut zu bewerkstelligen. Schalenqualität: Die Schalen- qualität nimmt oftmals gegen Ende der Legeperiode ab. „Seit ich jedoch ein Ergänzungsfut- ter mit einem höheren Calci- umanteil einsetze, haben wir eigentlich durchgehend gute Schalenqualitäten“, berichtet Herr Goyert. Für eine bessere und gleichmäßige Aufnahme mischt er den Kalk-Ergänzer mit unter das Feuchtfutter (Keimgetreide), sodass die Hennen gar nicht erst selektie- ren können. Verluste: „Natürlich sterben einzelnen schwache Tiere, das muss einem einfach klar sein, wenn man in das System der Mauser einsteigen will“, be- wertet Markus Goyert ganz realistisch. Kränkliche, schwa- che Tiere schaffen die Mau- ser meistens nicht. Auf dem Biobetrieb liegen die Verluste während der Mauser jedoch deutlich unter 5 Prozent. Es sollte in jedem Fall vorab kei- ne Probleme mit Federpicken/ Kannibalismus, hohen Tierver- lusten oder einer allgemein schlechten Leistung gegeben haben, da sich diese Probleme während der Mauser eher po- tenzieren als lösen. Tierkontrolle: Eine Mauser be- deutet immer Stress für die Hennen, vor allem die drasti- sche Reduktion des Futters. „Es ist eine sensible Phase, in der man seine Herde genau be- obachten muss“, erklärt Herr Goyert, „vor allem am Anfang der Mauser“. Es erfordert eini- ges an Erfahrung, um bereits die kleinsten Anzeichen eines Fehlverhaltens im Ansatz zu erkennen, um frühzeitig gegen- steuern zu können. Auch die Tiergewichte müssen im Auge behalten werden, da die Hüh- ner in der Mauser – vor allem in der Anfangsphase – stark von ihren Reserven zehren. Gege- benenfalls kann das Wiegen einzelner Tiere hierbei hilfreich sein. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für die Zukunft würde sich der Biolandwirt wünschen, dass bei der Nutzung von Hybriden zur Erzeugung von Bioeiern min- destens eine Mauser pro Herde angestrebt werden sollte, na- türlich angepasst an die Kons- titution der jeweiligen Herde. „Junghennen sind teuer, an je- der Henne hängt ein Bruder mit dran und auch die Verbraucher gucken immer mehr drauf, wie ihr Produkt erzeugt und gehal- ten wird“, erklärt Herr Goyert. Für ihn stellt die Bruderhahn- aufzucht gegenwärtig nur eine Zwischenlösung dar, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Aufzucht dieser Tiere aktuell (noch) nicht effizient genug ist und außerdem in Konkurrenz zu menschlichen Nahrungsmitteln steht. Da- her ist er der Meinung, dass, wenn man sich für die Haltung von Hybriden zur Eier-Erzeu- gung entscheidet, auch das Maximum aus dem Huhn her- ausgeholt wird, um möglichst wenige Brüder zu erzeugen. Auch die Zweinutzungslinien sind nach seinem Empfinden noch nicht so weit, dass sie so- wohl für die Eier- als auch für die Fleischerzeugung wirklich wirtschaftlich sind. „So lange wir hier noch keine vernünf- tige Lösung gefunden haben, müssen wir eben gucken, dass wir das, was wir jetzt haben, so effizient wie möglich nut- zen!“ Nadine Oßowski, Kompetenz zentrum Ökologischer Landbau (KÖL), DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Deutschland bioprofi 1/2024