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Anlieferungsspitze dürfte überschritten sein

Der Abwärtstrend beim österreichischen Erzeugermilchpreis hat sich im Mai 2018 – auch aufgrund der niedrigeren Inhaltsstoffe – weiter fortgesetzt. Die heimischen Molkereien zahlten ihren bäuerlichen Lieferanten für GVO-freie Qualitätsmilch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß im Durchschnitt netto 35,58 Cent/kg und brutto 40,20 Cent. Das entspricht gegenüber dem Vormonat April einem Minus von 0,4 Cent netto, gleichzeitig wurde das Vorjahresniveau um 0,5 Cent übertroffen. Auf Basis des natürlichen Fett- und Eiweißgehalts berechnet, lag der Erzeugermilchpreis im Mai bei durchschnittlich 35,02 Cent netto/kg (-0,8 Cent), teilt die Agrarmarkt Austria mit. Für Juni 2018 erwartet die AMA aufgrund von vorläufigen Berechnungen einen weiteren Rückgang auf 34,60 Cent/kg.

Der von der AMA für Mai 2018 ermittelte Erzeugerpreis von 35,58 Cent netto/kg bezieht sich bekanntlich auf den Durchschnitt aller Qualitäten. Für GVO-freie Qualitätsmilch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß (ohne Bio- und Heumilchzuschlag) erlösten die Milchlieferanten im Schnitt 32,89 Cent netto und für Biomilch im Mittel 43,56 Cent netto/kg.

Für den Monat Juli zeichnet sich mittlerweile eine gewisse Stabilisierung ab. Die Berglandmilch, das größte heimische Molkereiunternehmen, wird den Erzeugermilchpreis voraussichtlich unverändert lassen (nur der Bio-Zuschlag sinkt), gleichzeitig wird das Mengenstabilisierungsprogramm mit 30. Juni eingestellt. Die saisonale Anlieferungsspitze sei vorüber, betont Geschäftsführer Josef Braunshofer im Mitgliedermagazin des Unternehmens. Die Anlieferungen seien in den vergangenen Wochen so hoch wie nie zuvor gewesen, zum Teil sei das Vorjahresniveau um bis zu 8% übertroffen worden. Ohne dieses Liefermodell wäre die Menge noch höher gewesen. Somit habe man es geschafft, die übernommene Rohmilch auch zu verarbeiten. Mit Kapazitätserweiterungen in den Werken Voitsberg und Aschbach wolle man in Zukunft noch besser aufgestellt sein, so Braunshofer.

Auch bei der niederösterreichischen NÖM hofft man, dass mit dem Überschreiten der saisonalen Lieferspitze die Erzeugerpreise stabilisiert werden können. Im Mai lag die Anlieferung noch um knapp 7% über dem Niveau des Vorjahres und damit auch deutlich über den vereinbarten Kontraktmengen, berichtet die Milchgenossenschaft MGN, welche die NÖM-Lieferanten vertritt. Der gestiegene Fettpreis, welcher mittlerweile für 80% des Milchpreises verantwortlich sei, habe allerdings einen positiven Einfluss auf den europäischen Milchmarkt ausgeübt und zu höheren Butterpreisen geführt, so die MGN. Wenig Verständnis habe man in diesem Zusammenhang mit Preissenkungen im heimischen Handel bei der weißen Palette. An die Mitglieder appelliert die Genossenschaft, auch in den kommenden Monaten Produktionserhöhungen mit der Molkerei abzustimmen. Im Juli wird es dem Vernehmen nach bei der NÖM keine Änderung beim Erzeugerpreis geben.

Die Erzeugerpreisentwicklung in Österreich wird nach Ansicht der Experten jedenfalls weiterhin von der Milchanlieferung abhängen – diese sollte daher marktkonform erfolgen. Im mengenmäßig stärksten Monat Mai sei die Jahresspitze überschritten worden. Die Lieferungskurve zeige damit nach unten, aber im Vergleich mit dem Vorjahresmonat sei die Menge im Mai bundesweit mit +3,9% immer noch relativ hoch gewesen, stellt die AMA fest.