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Ackerbauer und Funktionär übt massive Kritik an Ministerin

„Unsere politischen Vertreter handeln ohne Hausverstand. Dass sie die Bauern vertreten sollen, wissen sie nicht mehr – obwohl sie es durch unsere Unterstützung in die jeweiligen Gremien geschafft haben.“ Ein erbostes Posting („stinksauer“) eines hochrangigen Bauernbund-Funktionärs aus Niederösterreich wird derzeit von Hunderten Bauern auf facebook teilt – und geliked.

Das Posting richtet sich konkret an Bundesministerin Elisabeth Köstinger, aber auch an LK-Präsident Hermann Schultes, an Niederösterreichs Agrarlandesrat Stephan Pernkopf sowie an Bauernbundpräsident Georg Strasser. „Die politische Vertretung sollte eigentlich dafür da sein, den Bauern den Rücken frei zu halten. Wir Bauern müssen in unserer täglichen Arbeit ohnehin schon mit genügend Herausforderungen wie dem Wetter oder der Bürokratie umgehen“, schreibt Hermann Dam, Ökonomierat und Ackerbauer aus Absdorf sowie Bauernbund-Bezirksobmann in Kirchberg, unterstützt von seinem Schwiegersohn Karl Anton Schrattenholzer.

„Nach dem Neonicotinoide-Verbot und dem epidemieartigen Auftreten des Rüsselkäfers stehen die Rübenbauern ohne Ausgleich durch Sofortmaßnahmen vor einer großen Katastrophe“, prophezeit der praktische Landwirt. Die Unterstellung, dass diese Mittel zu einem großen Anteil für das Bienensterben verantwortlich seien, sein „hirnlos“, so Dam. „Wer sich auskennt weiß: Mit Neonics wird der Rübensamen gebeizt. Zu diesem kommt eine Biene nicht, da der Rübensamen direkt in die Erde gelegt wird.“ Die einzige Möglichkeit der Schädlingsbekämpfung bei der Rübe sei nun die mehrmalige Ausbringung von Insektiziden auf die noch junge Pflanze. Somit komme eine Vielzahl von Insekten mit dem chemischen Mittel in Berührung, auch Nützlinge, so Dam.

„Durch das Verbot der Neonicotinoide macht man den  Zuckerrübenanbau quasi unmöglich.“ Den von Köstinger so oft erwähnten Bio-Zucker werde es nicht geben, denn, postet Dam: „Die ungeschützten Bio-Zuckerrüben werden von den Rüsselkäfern als erste vernichtet. Dams Resümee: „Mit jeder Regulierung von Pflanzenschutzmitteln oder Abferkel-Kastenständen durch die Politik stirbt eine Sparte der heimischen Landwirtschaft. Ist das nachhaltig?“ fragt Dam. Und erntet für seine Kritik enorme Zustimmung unter vorwiegend bäuerlichen facebook-Usern.

Und Dam und Schrattenholzer legen noch nach: „Wir sind persönlich sehr enttäuscht von der politischen Interessenvertretung der Bauern. Nach Minister Rupprechter, der sich schon nicht für die breite Masse der Bauern eingesetzt hat, hatten wir mit Köstinger nun auf eine bessere Ministerin gehofft. Wir wurden enttäuscht.“  Man müsse schon die Frage stellen, wofür die Bauern noch eine gewählte Vertretung in der Politik brauchen, so der Agrarfunktionär. In Wahlkampfzeiten würde stets um die Unterstützung regionaler Bauernverteter gebeten. Nach der Wahl würde dann jedoch gemacht, „was NGOs wie Greenpeace oder Global 2000 fordern“, kritisiert Dam stinksauer.