Foto: BML/BKA Dunker

Dickes Plus bei agrarischen Einkommen

Das Landwirtschaftsministerium erarbeitet jedes Jahr den „Grünen Bericht“, der einen Überblick über die Situation der österreichischen Land- und Forstwirtschaft des Vorjahres gibt. Am 15.9.2022 wird der aktuelle Bericht an das Parlament übermittelt.

Die Auswertung der Buchführungsdaten von 1.941 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben für das Jahr 2021 zeigt eine positive Entwicklung: Zum ersten Mal seit 2017 ist beim Einkommen ein Plus zu verzeichnen, auch der Agrar-Außenhandel hat sich erhöht. Gleichzeitig stehen die bäuerlichen Familienbetriebe aufgrund der gestiegenen Betriebsmittelkosten und des Klimawandels zunehmend unter Druck.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „Der Grüne Bericht verzeichnet für 2021 das erste Einkommens-Plus seit vier Jahren. Durchschnittlich ist das Einkommen um 15 Prozent auf 32.150 € je Betrieb gestiegen. Im Zehnjahresvergleich hingegen zeigt sich nach wie vor Stagnation. Während andere Berufsgruppen eine kontinuierliche Steigerung verzeichnen, stehen wir noch nicht einmal bei den Einkommen, die unsere Bäuerinnen und Bauern 2012 hatten. Das Einkommen ist die Voraussetzung dafür, dass unsere Betriebe betriebliche Umbauarbeiten für mehr Tierwohl, Klimaschutz und Biodiversität stemmen können.“

„Die positive Entwicklung beim Einkommen unserer Land- und Forstbetriebe ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Erstens, unsere Covid-Unterstützungen haben gewirkt. Mit Umsatzersatz, Verlustersatz, Härtefallfonds, Ausfallsbonus und weitern Maßnahmen haben wir unsere Familienbetriebe bestmöglich durch die Pandemie gebracht. Der zweite Grund sind Preisanstiege bei agrarischen Produkten, nach Jahren der gedämpften Preissituation.“

„Die landwirtschaftliche Produktion hat im Vorjahr rund 1,2 Prozent zur Bruttowertschöpfung beigetragen. Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft lag bei rund 10,9 Mrd. Euro. Unsere agrarischen Exporte haben sich 2021 um 8,5 Prozent auf 13,84 Mrd. Euro erhöht. Hier zeigt sich einmal mehr der enorme Wirtschaftsfaktor, zu dem unsere Bäuerinnen und Bauern beitragen. Sie versorgen uns nicht nur mit regionalen Lebensmitteln, pflegen Almen und Wälder, sondern sorgen auch für Wohlstand in den Regionen.“

„2021 war ein weiteres turbulentes Jahr. 2022 wird aufgrund der Teuerung noch herausfordernder. Dennoch ist die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert – auch in Krisenzeiten. Umso wichtiger ist es, unsere Bäuerinnen und Bauern weiter zu stärken. Das gelingt uns durch zielgerichtete Entlastung. Dazu gehört das 28 Mrd. Anti-Teuerungs-Paket mit Klimabonus und Familienbonus, das 110 Mio. Versorgungssicherungspaket, 9 Mio. für den geschützten Anbau oder die Strompreis-Unterstützung für landwirtschaftliche Betriebe.“

Die Einkommensentwicklung ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen, einerseits die Hilfen im Zuge der Pandemie und die Verbesserung der Preise bei agrarischen Produkten (u.a. Holz, Getreide, Milch). Mit Ausnahme der Veredlungsbetriebe (Schweine, Geflügel) erhöhte sich das Einkommen bei allen Betriebsformen. Negativ ausschlaggebende Faktoren auf die Einkommen waren u.a. verstärkte Investitionstätigkeit und daraus ein resultierender Anstieg der geleisteten Umsatzsteuer, gestiegene Sachaufwendungen für die Tierhaltung (v.a. bei Futtermitteln, Energie), höhere Abschreibungen (etwa für Maschinen und Geräte)

Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft betrug 2021 rund 10,9 Mrd. Euro (+ 16,5%). Davon entfielen 8,5 Mrd. Euro auf die Landwirtschaft und 2,4 Mrd. Euro auf die Forstwirtschaft.

Der Wert der pflanzlichen Erzeugung erhöhte sich 2021 um 21 % auf rund 4,0 Mrd. Euro. Zurückzuführen war dieser Zuwachs vor allem auf einen Anstieg der Erzeugerpreise. Die Preiszuwächse betrafen fast alle pflanzlichen Produktgruppen, mit den höchsten Zuwachsraten bei Getreide und Ölsaaten. Beim Frischobst wurde das rückläufige Produktionsvolumen durch höhere Preise kompensiert, demgegenüber waren bei Hackfrüchten deutliche Preiseinbußen zu verzeichnen.

Der Wert der tierischen Produktion lag 2021 mit rund 3,7 Mrd. Euro um 4,0 % über dem Wert von 2020. Der Produktionswert von Rindern stieg um 8,8% auf rd. 0,83 Mrd. Euro infolge höherer Erzeugerpreise bei einem stabilen Erzeugervolumen. Der Wert der Schweineproduktion blieb bei einem leicht rückläufigen Produktionsvolumen und neuerlich gesunkenen Preisen um 6,2% unter dem Vorjahresergebnis. Der Wert der Milchproduktion erhöhte sich bei einem stabilen Produktionsvolumen um 5,4% auf rd. 1,47 Mrd. Euro. Über dem Vorjahresergebnis lagen auch die Produktionswerte von Geflügel (+4,7%) und Eiern (+5,8%)

Der Produktionswert der Forstwirtschaft stieg 2021 um 38,2% auf rund 2,4 Mrd. Euro. Die Nachfrage nach Sägerundholz und Frischholz für das Baugewerbe war hoch.

Wie der Gesamtaußenhandel entwickelte sich auch der österreichische Agraraußenhandel im Jahr 2021 positiv, die Exporte erhöhten sich um 8,5% auf 13,84 Mrd. Euro, die Importe um 8,8% auf 13,88 Mrd. Euro. Das agrarische Handelsbilanzdefizit betrug lediglich 4,4 Mio. Euro – die Deckungsquote ist mit 99,7% annähernd gleichgeblieben.

Der Handel mit agrarischen Produkten läuft hauptsächlich über die EU-Staaten (DE, IT, NL, HU), darüberhinaus mit den USA, der Schweiz, Türkei und China.