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Vertragsproduktion sollen 1 Mio. Legehennen bringen

Wochenlang hat der Fipronil-Skandal das Sommerloch in Europa gefüllt und für heftige Turbulenzen auf dem EU-Eiermarkt gesorgt. Produkte von österreichischen Legehennenhaltern waren davon nicht betroffen, was auf einem engmaschigen Kontroll- und Überwachungssystem beruht, das den Verbrauchern Sicherheit und Transparenz bietet, wie Branchenvertreter bei einer Pressekonferenz betonten. Was bei den Frischeiern durch die Herkunftskennzeichnung bereits selbstverständlich ist, soll – geht es nach der AMA – auch bei Verarbeitungsprodukten mit einen wertgebenden Eianteil umgesetzt werden. „Unser Ziel ist es, den heimischen Anteil bei Eiprodukten zu heben sowie damit auch in diesem Segment abgesicherte und nachvollziehbare Qualität stärker zu verankern“, betonte Martin Greßl vom AMA-Qualitätsmanagement. Konkrete Vorschläge dazu gibt es bereits, ob ein Konsens mit der verarbeitenden Industrie, der Gastronomie sowie den Großküchen erzielt werden kann, bleibt abzuwarten.

Ein notwendiger Schritt ist demnach die verstärkte Vertragsproduktion, welche die Konditionen zwischen Aufschlagwerken und Verarbeitern sowie Nudelherstellern oder Bäckereien über einen längeren Zeitraum regelt, damit für beide Seiten langfristige Planungen möglich werden. Dadurch könnten saisonale Schwankungen abgefedert und die ganzjährige Verfügbarkeit von österreichischen Eiprodukten erhöht werden.

Greßl hält es auch für zielführend, die Herkunft und Haltungsform von Eiern auf Lebensmitteln mit wertbestimmenden oder namensgebenden Eianteil zu kennzeichnen sowie die dahinterliegenden Systeme und Kontrollen auf den gesamten Produktionsprozess auszuweiten. Eine gesetzlich verpflichtende Meldung der Verarbeitungseier und Eiprodukte in die österreichische Eierdatenbank (www.eierdatenbank.at) wäre mit mehr Transparenz und Sicherheit verbunden, zumal die Warenflüsse tagesaktuell geführt werden.

Nur unter diesen Voraussetzungen wäre eine Produktionserweiterung auf bäuerlicher Seite möglich, um den Selbstversorgungsgrad von aktuell 86% durch die Aufstockung des Legehennenbestandes zu erhöhen. „Etwa 1 Mio. zusätzlicher Legehennen sind nötig, um den heimischen Anteil an Flüssigei und Eipulver um etwa ein Drittel zu heben“, rechnete Greßl vor.

Die verarbeitende Industrie hätte damit die Gewähr, höchste Eiqualität zu erhalten und ihren Kunden damit einen Mehrwert bieten zu können, denn Österreichs Eierbauern produzieren bereits seit Langem zu den strengsten Tierschutz- wie auch Umweltauflagen Europas. „Unsere 6,7 Mio. Legehennen werden ausschließlich in alternativen Haltungsformen gehalten, während in der EU 56% der rund 390 Mio. Hennen in ausgestalteten Käfigen leben, die in Österreich seit 2005 verboten sind. Weltweit beträgt der Anteil der Legehennen in konventionellen Käfigen 95%“, veranschaulichte Michael Wurzer von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), die Vorreiterstellung Österreichs. Insgesamt ortet er in der EU eine Tendenz „weg von der Käfighaltung“, was sich auch darin äußert, dass der Lebensmittelhandel immer weniger Käfigeier führt und damit den Verbraucherwünschen entspricht.

Insgesamt hat die heimische Eierbranche in den vergangenen Jahren ein einzigartiges „Österreichpaket“ geschnürt, berichtete Benjamin Guggenberger von der Erzeugergemeinschaft (EZG) Frischei. Dazu zählen neben dem Verbot der Käfighaltung außerdem die Umstellung auf GVO-freies Soja aus der Donauregion, der Verzicht auf das Kupieren der Schnabelspitzen, die seit dem Vorjahr in Biobetrieben umgesetzte Aufzucht der männlichen Küken, die Teilnahme der Hennenhalter am AMA-Gütesiegel – mit seinen, über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehenden Richtlinien – und der Eierdatenbank, die jedes Ei mittels der Kennzeichnung bis zum Legehennenbetrieb rückverfolgbar macht.