Foto: agrarfoto.at

Stallbau für Bio-Rinder

Überlegungen Für bewusste Konsumenten wird auch eine tiergerechte Haltung immer wichtiger, also ein optimierter Stallbau, der sich am arteigenen Verhalten orientiert. Ein Stall ist kein natürlicher Lebensraum, aber ein Bio-Stall hält die Einschränkungen für die Tiere möglichst gering, indem die Funktionsbereiche in Abmessungen, Anzahl und Anordnung entsprechend des arteigenen Verhaltens der Tiere gestaltet werden.

Für eine tiergerechte Rinderhaltung ist auch die Weide­haltung ein wesentliches Ziel (für BIO AUSTRIA-Betriebe sind 180 Tage Weidezeit im Jahr erforderlich).
Die Bedingungen in der Rinderhaltung weichen vom natürlichen Lebensraum ab, woraus gewisse Einschränkungen im Verhalten der Tiere folgen. Werden diese so gering wie möglich gehalten, werden die Tiere in ihrer Anpassungsfähigkeit an den Stall nicht überfordert. Krankheiten, Schäden, Verhaltensstörungen oder ein Leistungsabfall können vermieden werden.
Ein optimaler Stallbau ist die Voraussetzung für Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere.
Um zu verstehen, wann und wo sich ein Tier wohlfühlt, ist es ganz wichtig, die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere zu kennen: Rinder sind Herdentiere und leben in Gruppen. Je enger der Raum, desto höher ist die Häufigkeit sozialer Auseinandersetzungen. Ausreichendes Platzangebot, eine kluge Strukturierung des Stalles und der ständig zugängliche Auslauf können Stress und Verletzungen hintanhalten. Umgruppierungen sind zu vermeiden. Mindestens ein Liege- und Fressplatz pro Tier (oder besser noch mehr), breite Gänge, keine Sackgassen, ausreichend und gut verteilte Tränken und eine Rückzugsmöglichkeit für schwache Tiere werden empfohlen.
Der Liegebereich für ein bequemes Ruhen ist wichtig für gesunde und leistungsfähige Tiere. Eine Liegebox muss dem Rind ein artgemäßes Abliegen, Liegen und Aufstehen (Kopfschwung) ermöglichen. Dazu ist die richtige Gestaltung der seitlichen Boxenabtrennungen und der Steuerelemente (Bugschwelle, Nackenriegel, Stirnriegel) notwendig. Für ein bequemes Liegen wird empfohlen, die Liegeboxenlängen und -breiten – insbesondere bei Kühen – im Vergleich zu den gesetzlichen Grundlagen großzügiger zu dimensionieren. Eingestreute Liegeflächen werden von den Tieren gegenüber nicht eingestreuten bevorzugt, sodass Tiefboxen besonders empfehlenswert sind. Stroh-Mist-Matratzen liefern einen verformbaren, dämmenden und griffigen Dauerbelag, verhindern Abschürfungen und Entzündungen im Bereich der Gelenke und sind hinsichtlich der bakteriellen Belastung anderen Boxenbelägen gleichzustellen.
Tretmist- und Tiefstreuställe sowie Kompostställe weisen eine freie Liegefläche auf, die den Bedürfnissen der Tiere in Hinblick auf das Liege- und Sozialverhalten sehr entgegenkommt. Bei beiden Systemen muss den Tieren eine trockene und saubere Liegefläche zur Verfügung gestellt werden, die durch regelmäßiges Nachstreuen und Entmisten erreicht wird. Einer durchschnittlich schweren Kuh sollten in Tretmistställen eine Liegefläche von mindestens 5 m² und eine Gesamtbuchtenfläche von mindestens 8,0 m² zur Verfügung stehen. In Tiefstreuställen sollten mindestens 6 m² Liegefläche und mindestens 9 m² Gesamtbuchtenfläche pro Kuh angeboten werden.

Kompostställe Der Kompoststall ist ein Stallsystem mit freier Liegefläche, bei dem das Liegeverhalten der Tiere nicht durch Stalleinrichtungsgegenstände gesteuert oder eingeschränkt wird. Das System ist v.a. für Betriebe im Grünland mit geringer Strohverfügbarkeit interessant. Üblich ist eine Zwei­flächenbucht mit eingestreuter Liegefläche und Fressgang (planbefestigt oder Spaltenboden). Die Einstreu (z.B. Säge- oder Hobelspäne) durchläuft im Stall einen Kompostierungsprozess. Geeignet sind z.B. Säge- oder Hobelspäne, Hackschnitzel, Waldhackgut oder Maisspindeln, nicht geeignet sind Stroh oder Mischungen mit zu hohem Strohanteil oder Maisblätter.
Zu Beginn wird mit einer ca. 25 cm hohen Einstreu-Matratze gestartet, auf die alle 2 bis 7 Wochen nachgestreut wird. Das ergibt dann 10 bis 15 m³ pro Tier und Jahr. Das Liegeflächenmaterial wird zweimal täglich mit einem Grubber oder einer Fräse für die notwendige Sauerstoffversorgung der Mikroorganismen gelockert und der anfallende Kot und Harn eingearbeitet.
Für die Liegefläche werden 10 bis 15 m² pro Kuh empfohlen. Im Liegebereich sollen keine Tränken, Kraftfutterstation oder Kratzbürsten angebracht werden.

Lauf- und Fressgänge Lauf- und Fressgänge müssen so breit sein, dass die Tiere ungehindert und stressfrei im Stall zirkulieren und ihre natürlichen Individualdistanzen einhalten können. Für Kühe in Liegeboxenlaufställen werden Laufgangbreiten von mindestens 3 m und Fressgangbreiten von mindestens 4 m empfohlen. Es sollten keine Sackgassen entstehen!

Fütterung Für eine optimale Fütterung ist für jedes Tier ein Fressplatz notwendig. Das Futter soll für alle Tiere gut erreichbar sein und mehrmals täglich nachgeschoben werden. Der Futtertisch sollte eine glatte, säurebeständige und verschleißfeste Oberfläche aufweisen und gut zu reinigen sein. Da beim Stehen am Fressgitter der natürliche „Weideschritt“ nicht möglich ist, soll der Futtertisch gegenüber dem Standniveau der Tiere um ca. 25 cm erhöht sein, das Fressgitter soll zum Futtertisch hin um 15 bis 20° geneigt sein.

Auslauf Ein frei zugänglicher Auslauf während des Winters ist bei Weidehaltung nicht zwingend erforderlich, wird aber zusätzlich empfohlen. Ist Weidehaltung im Ausnahmefall nicht möglich, muss der Laufstall einen Auslauf haben. Ein Auslauf ermöglicht den Tieren freie Sicht auf die Umgebung, den Kontakt zum Außenklima (Sonnenbaden, Abregnen lassen, gute Luftqualität) und damit das Aufsuchen verschiedener Klima- und Umweltreize. Zudem fördert ein Auslauf die Bewegung und bietet Ausweichmöglichkeiten für rangniedere Tiere.
Da sich in den letzten Jahren der Außenklimastall durchgesetzt hat, der nach draußen offen ist (Offenfront-, mehrhäusige Ställe bzw. Cuccettenställe), ergibt sich ein in den Stall integrierter Auslauf. Da hier keine eindeutige Trennung zwischen Stall und Auslauf möglich ist, werden die rechtlich geforderten Mindestmaße für Stall- und Auslauffläche zusammengezählt (Summenbildung).
Es wird empfohlen, den Auslauf nur zu einem möglichst geringen Anteil zu überdachen. Jedenfalls müssen mindestens 10 % der Mindest-Auslauffläche bei einem räumlich getrennten Auslauf ohne Überdachung bleiben. Bei Ställen mit integriertem Auslauf müssen mindestens 10 % der rechtlich geforderten Mindestgesamtfläche (Stall + Auslauf) unüberdacht sein. Bei Kälberhaltung ist eine vollständige Überdachung sinnvoll und unter bestimmten Voraussetzungen rechtlich zulässig.

Sämtliche Maße finden Sie unter www.oekl-bauen.at sowie in der ÖKL-Broschüre LTS 227 „Stallbau für die Bio-Tierhaltung: Rinder“.

 

LTS 227: Stallbau für die Bio-Tierhaltung: RINDER, 3. Auflage 2017

Die 70 Seiten umfassende, farbige Broschüre im A4-Format stellt eine ausführliche und übersichtliche Informations­grundlage für Landwirtinnen und Landwirte dar, die mit
stallbaulichen Maßnahmen in der Bio-Rinderhaltung konfrontiert sind.
Arbeitsgruppenleitung: DI Walter Breininger (LK Steier­mark)
Redaktionelle Bearbeitung: DI Dieter Kreuzhuber, ÖKL
187 Fotos und Skizzen!
21 Tabellen (Mindestmaße und empfohlene Maße)!
22 Seiten mit Planungsbeispielen!

Zum Preis von € 9,– im ÖKL erhältlich: 01/505 18 91,
office@oekl.at und im Webshop auf www.oekl.at