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Spürbarer Ruck bei NÖM-Milchpreisen

Das niederösterreichische Molkereiunternehmen NÖM wird mit 1. August 2017 den Erzeugerpreis für konventionelle Milch um 1,5 Cent netto/kg anheben. Für Milch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß werden dann 35,5 Cent netto/kg ausbezahlt. Dies teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Laut Leopold Gruber-Doberer, dem Geschäftsführer der Milchgenossenschaft Niederösterreich (MGN), welche die Lieferanten der NÖM vertritt, wird es überdies für den Monat Juli eine (vertraglich fixierte) Nachzahlung geben. Wie berichtet, wurde für die NÖM-Lieferanten als Preisbasis für 2017 – so wie im Vorjahr – der Durchschnitt der vier größten Molkereien Österreichs festgelegt.

Begründet wird die erneute Anhebung des Erzeugermilchpreises von NÖM-Vorstand Alfred Berger mit der Entwicklung auf den internationalen Milchmärkten: „Die dramatische Entwicklung bei den Butterpreisen hat noch kein Ende gefunden und auch die Rohmilchpreise ziehen weiter an. Der Butterpreis hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, wird voraussichtlich weiter steigen und jedenfalls auf einem hohen Niveau bleiben“, so Berger.

Es gebe drei massive Tendenzen, die am Milchmarkt zur aktuellen Knappheit im Bereich der Fettkomponente geführt haben, erläutert der NÖM-Vorstand. Erstens sei die niedrige Anlieferungsmenge in der EU zu nennen. Diese lag nach Angaben der EU-Kommission von Jänner bis April 2017 um 1,5% unter dem Vorjahresniveau. In Deutschland wurde in diesem Zeitraum sogar ein Minus von 4,1% verzeichnet.

„Zweitens hat es in den letzten drei bis vier Jahren generell eine Entwicklung hin zu fettreicheren Artikeln gegeben. Dies stellen wir auch bei uns in der NÖM fest, da Joghurts mit höherem Fettgehalt in den letzten Jahren zweistellig wachsen konnten. Dieses Fett fehlt aber nun speziell bei der Butterproduktion, aber natürlich auch bei allen anderen Artikeln mit höheren Fettstufen wie Schlagobers, Sauerrahm oder Topfen“, erläutert Berger. Ein weiterer Grund sei die aktuelle Palmöldiskussion, die viele weiterverarbeitende Betriebe dazu motiviert habe, wieder auf Butterfett bei der Produktion umzusteigen.

„Durch die hohen Preise für Milchfett steigt natürlich auch der Auszahlungspreis für die Rohmilch. Das ist für unsere Landwirte sehr wichtig, denn letztes Jahr haben sie nachweislich nicht vom Milchpreis, sondern eher von der Substanz gelebt. Bei der NÖM haben im vergangenen Jahr mehr als 4% der bäuerlichen Lieferanten aus wirtschaftlichen Gründen ihre Tätigkeit aufgeben müssen, das sind rund 160 Familienbetriebe mit Wertschöpfung für die Region Niederösterreich“, gibt der NÖM-Vorstand zu bedenken.

Die Situation sei auch bei den Molkereien ziemlich angespannt, da sie mit den höheren Milchpreisen in Vorleistung in Millionenhöhe gingen und gleichzeitig beim Rohstoff von einer teilweisen Unterversorgung betroffen seien. „Wir wünschen uns, dass die Handelspartner die stets von ihnen gepriesene regionale Verbundenheit so bald wie möglich unter Beweis stellen“, appelliert Berger an die Fairness des Handels bei den aktuellen Preisverhandlungen.