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Schweinepreise erholen sich nachhaltig

Nach einer langen Durststrecke hat sich bereits Ende 2016 am Schweinemarkt eine deutliche Trendwende abgezeichnet. Das haben auch die letzten Monate bestätigt. Die Preise haben ein Niveau erreicht wie zuletzt vor fünf Jahren. „Nachdem die Schweinehaltung mit einer Wertschöpfung von rund 330 Mio. Euro für die oberösterreichische Landwirtschaft ein ähnlich hohes wirtschaftliches Gewicht hat wie die Milchproduktion, ist es von eminenter Bedeutung, dass die Schweinebauern wirtschaftlich erfolgreich arbeiten können. Umso erfreulicher ist es, dass aus derzeitiger Sicht 2017 ein gutes Jahr für sie werden dürfte. Ein Preisvorsprung von zirka 26% beim Mastschwein und von 32% beim Ferkel gegenüber dem Vorjahrespreis im ersten Halbjahr stärkt den Optimismus“, erläutert LK-Präsident Franz Reisecker.

„Eine Periode, in der die Ferkelpreise die gesamten Vollkosten der Produktion abdecken, ist für die Landwirte geradezu lebensnotwendig. Diese Hoffnung wird durch die Markt- und Preisentwicklungen in den ersten Monaten gestärkt“, betont Johann Stinglmayr, der Leiter der Beratungsstelle für Schweineproduktion. Eine EU-weit sehr gute Nachfrage bei gleichzeitig knappem Angebot hat die Preise deutlich steigen lassen. Im langjährigen Vergleich nimmt 2017 preismäßig bisher einen Spitzenplatz ein, was auch die Zuversicht bei den Betriebsleiterfamilien stärkt. Das nachhaltige Vertrauen in die Wirtschaftlichkeit von Investitionen zur Betriebsentwicklung ist jedoch bei den Bauern noch nicht zurückgekehrt.

Nachdem die schwierige Marktlage seit 2015 zu einer Verringerung der Ferkelhaltung geführt hat, wie die regionale Viehzählung zeigt, ist davon auszugehen, dass das Ferkelangebot in der EU heuer um bis zu 3% niedriger ausfallen wird als im Vorjahr. Ebenso ist wieder mit typisch jahreszeitlichen Angebotsschwankungen zu rechnen. Das knappe Angebot im ersten Quartal führt zu einer Steigerung, die im Juli ihren Höchststand erreichen dürfte. „Absolut gesehen werden aber die hohen Ferkelmengen der Vorjahre nicht erreicht werden. Auch in den Hochburgen der Ferkelerzeugung – in Holland und Dänemark – wird das Ferkelangebot das gesamte Jahr über geringer als in den beiden Vorjahren ausfallen“, erläutert Stinglmayr.

Nachfrageseitig hat es in den vergangenen Monaten in Österreich und der EU eine deutliche Belebung gegeben. Nicht zuletzt wegen der ebenfalls sehr erfreulichen Entwicklungen beim Schlachtschweinepreis wurden freiwerdende Mastplätze rasch wieder belegt. In den ersten fünf Monaten 2017 war die Nachfrage daher größer als das Angebot. Traditionell sinkt sie jahreszeitlich bedingt nun in ganz Europa und erreicht etwa zur Jahresmitte ihren Tiefststand. In dieser Phase wird das tatsächliche Nachfrageverhalten ganz wesentlich von der Stimmung und dem Vertrauen der Mäster in ihren Betriebszweig abhängig sein. Die Einschätzungen der Fachleute gehen nach wie vor von einem guten Schlachtschweinemarkt in dieser Zeit aus.

Nach einer sehr guten Absatz- und Preisentwicklung in den ersten Monaten rechnen die Experten in den nächsten Wochen – wie jedes Jahr – mit einer ausgeglichenen bis schwierigen Absatzlage. Die Chancen für einen deutlich abgeschwächten Markt- und Preisdruck über den heurigen Sommer und Herbst stehen demnach gut. Unsicherheitsfaktor bleibt aber gerade für diesen Zeitabschnitt neben der Weltmarktlage die Entwicklung der Futterpreise und insbesondere die Notierungen für Mais.

Für die weitere Entwicklung der Ferkelproduktion entscheidend wird der Verlauf der Sauenbestände und Produktionszahlen in den europäischen Hauptproduktionsregionen sein. Üblicherweise kam es bislang in einer wirtschaftlich guten Phase zu einer regen Investitionstätigkeit mit Bestandesausweitungen, die oftmals mit hohem Fremdkapital und weitgehend ohne Rücksicht auf Ressourcen und Umwelt bewerkstelligt wurden. Die inzwischen restriktiven EU-Auflagen für die Schweinehaltung hinsichtlich des Ammoniakausstoßes könnten gerade in diesen Staaten zu einem deutlich abgeschwächten Mengenwachstum führen, womit eine stabilere Ferkelmarktphase über 2017 hinaus sehr wahrscheinlich wäre.