Foto: agrarfoto.com

Prognose: Milchanlieferung wird um halbes Prozent steigen

Die Milchanlieferungen in der EU lagen von Jänner bis November 2016 in Summe um 0,7% über dem Vorjahresniveau. Während im Jänner noch ein Plus gegenüber dem Vorjahresmonat von 5,5% und im Februar sogar von 10,3% verzeichnet wurde, ging die Produktion in den folgenden Monaten spürbar zurück. Ab Juni wurde das Vorjahresniveau unterschritten, im November wurde bereits ein Minus von 3,7% oder 440.000 t verzeichnet. Dies teilte die EU-Kommission im Rahmen der jünsten Sitzung der Milchmarkt-Beobachtungsstelle in Brüssel mit.

Die Kommission präsentierte bei der Sitzung eine erste Schätzung für die EU-Milchanlieferung 2017. Aufgrund erhöhter Schlachtungen und einer daraus resultierenden kleineren Milchkuhherde dürfte die Erzeugung in der ersten Jahreshälfte unter dem Niveau von 2016 liegen. Dem könnte aber eine Erholung im zweiten Halbjahr folgen, sodass für das Gesamtjahr 2017 ein Plus von 0,5% angenommen wird. Die Experten geben allerdings zu, dass diese Prognose noch mit gewissen Unsicherheiten (Preisentwicklung, Wetterbedingungen) behaftet ist.

Was die führenden Milchproduzenten und -exporteure außerhalb der EU betrifft, so verringerte sich die Erzeugung in Neuseeland seit Beginn der neuen Saison im Juni 2016 bis November aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen insgesamt um 3%. In Australien ergab sich von Juli bis Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar ein Rückgang um 8,5%. Auch hier war die schlechte Witterung der Hauptgrund. Dem gegenüber wurde in den USA die Milchproduktion im Gesamtjahr 2016 um 1,9% erhöht, wobei die Expansion in praktisch allen bedeutenden Milchregionen erfolgte.

Der durchschnittliche Erzeugermilchpreis erhöhte sich in der EU im November 2016 gegenüber dem Vormonat um 6,2% auf 31,8 Cent netto/kg (Basis: natürlicher Fettgehalt). Im Dezember dürfte es zu einem weiteren leichten Anstieg gekommen sein, schätzen die Kommissions-Experten.

Die globalen Exporte von Molkereiprodukten konnten im Verlauf des Jahres 2016 zulegen, obwohl es im Oktober zu einem kleinen Rückgang kam. Die Nachfrage nach Magermilchpulver litt etwas unter der geringeren Kaufkraft in den Erdöl produzierenden Ländern. Dagen wiesen die Märkte für Butter, Käse, Molkenpulver, Babynahrung und Flüssigmilch eine bemerkenswerte Dynamik auf. Die EU-Produzenten konnten ihre Käseexporte wieder auf jenes Niveau heben, das sie vor dem Russland-Embargo erreicht hatten. China war auch im abgelaufenen Jahr wieder der weltweit größte Importeur von Milchprodukten und darüber hinaus auch der bedeutendste Abnehmer von solchen aus der EU (insbesondere von Erzeugnissen mit höherer Wertschöpfung). Die sinkende Milchanlieferung im Reich der Mitte und öffentliche Konsumanreize dürften laut den EU-Experten dazu führen, dass die Einfuhren Chinas auf einem relativ hohen Niveau bleiben werden.

Insgesamt gehen die Kommissionsexperten davon aus, dass der globale Milchmarkt in diesem Jahr wieder ins Gleichgewicht kommen könnte. Dafür sprechen die Verringerung der Produktion in den wichtigsten Exportnationen (nur die USA sind weiter expansiv) sowie die relativ stabile Nachfrage vor allem in Asien, den USA und in Brasilien. Der schwache Euro und der starke US-Dollar könnten dafür sorgen, dass EU-Molkereiprodukte auf dem Weltmarkt weiterhin konkurrenzfähig bleiben. Auch eine vorsichtige Auslagerung von Interventionsbeständen bei Magermilchpulver würde für Stabilität sorgen, wird betont. Als Unsicherheitsfaktoren für den Milchmarkt sieht die EU-Kommission insbesondere die geänderte US-Handelspolitik unter Präsident Donald Trump sowie die Folgen des Brexit.