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Pflanzenschutz auf Öko-Vorrangflächen weiter umstritten

Auf Basis eines Vorschlages von EU-Agrarkommissar Phil Hogan wird derzeit über ein Pflanzenschutzmittelverbot für den Anbau von Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen, Erbsen und Soja auf sogenannten Öko-Vorrangflächen ab dem Jahr 2018 diskutiert. „Die Landwirtschaftskammer OÖ lehnt ein derartiges Verbot mit Nachdruck ab, da dieses nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für den Umwelt- und Klimaschutz äußerst kontraproduktiv wäre. Das EU-Parlament ist daher gefordert, diese EU-Vorlage abzulehnen“, betonte LK-Präsident und COPA-Vizepräsident Franz Reisecker nach einem Gespräch mit den im Agrarausschuss vertretenen EU-Abgeordneten Albert Deß aus Deutschland und Elisabeth Köstinger aus Österreich, die dieses Anliegen aktiv unterstützen.

EU-weit werden derzeit auf etwa 300.000 ha Öko-Vorrangflächen Eiweißpflanzen produziert. In Österreich wurden zuletzt auf etwa 15.000 ha Öko-Vorrangflächen Eiweißpflanzen beziehungsweise Soja kultiviert. Beim Anbau von Körnerleguminosen beziehungsweise Eiweißpflanzen ist lediglich eine Pflanzenschutzmaßnahme nach der Aussaat notwendig, um gesicherte und stabile Erträge zu erzielen. Zudem ist bei diesen Kulturen in der Regel keine mineralische Düngung erforderlich und gleichzeitig wird damit die Fruchtfolge aufgelockert.

Während die Eiweißpflanzen-Produktion in der EU ausschließlich GVO-frei erfolgt, wird diese in den Hauptexportländern Süd- und Nordamerikas fast ausschließlich mit gentechnisch veränderten Sorten vorgenommen. Mit der Forcierung des Eiweißpflanzen-Anbaus auch auf Öko-Vorrangflächen konnte zuletzt die Importabhängigkeit in der EU und insbesondere in Österreich spürbar reduziert werden. Wurden vor mehreren Jahren noch etwa 600.000 t Soja jährlich nach Österreich importiert, so wird im heurigen Jahr bereits eine Eigenproduktion von etwa 170.000 bis 180.000 t erwartet.

Wesentliche Teile der heimischen Veredelungsproduktion wie die Eier- und Mastgeflügelproduktion, die Milcherzeugung sowie ausgewählte Qualitätsprogramme in der Rindfleischproduktion setzen mittlerweile auf eine GVO-freie Fütterung. In der österreichischen Milchwirtschaft wird zudem seit heuer generell auf den Einsatz von Futtermitteln aus europäischer Produktion gesetzt. „Ein generelles Pflanzenschutzmittelverbot für die Eiweißpflanzen-Produktion auf Öko-Vorrangflächen würde die angeführten Programme in massive Schwierigkeiten bringen, da die Verfügbarkeit von GVO-freiem Sojaschrot aus Amerika immer geringer wird“, erklärt Reisecker.

Würde die Eiweißpflanzen-Produktion in der EU durch ein Pflanzenschutzmittelverbot von den Öko-Vorrangflächen verbannt, so entsteht damit in Südamerika ein zusätzlicher Druck auf die Abholzung des Regenwaldes. Anstatt der etwa 300.000 ha an Öko-Vorrangflächen in der EU wäre dann dort mindestens die gleiche Fläche zur Produktion von Eiweißfuttermitteln erforderlich. „Neben den massiven Umwelt- und Klimaauswirkungen der Sojaproduktion, die zu einem erheblichen Teil auf ehemaligen Regenwaldflächen stattfindet, kommen noch die Umwelt- wie auch Klimabelastungen, die durch die weiten Transportstrecken von Mato Grosso bis zu den Abnehmern nach Europa anfallen. Für das von einem EU-Pflanzenschutzmittelverbot potenziell betroffene Produktionsvolumen von etwa 1.200.000 t ergibt sich alleine für den Transport aus den südamerikanischen Anbaugebieten nach Europa ein fossiler Treibstoffverbrauch von 40 bis 45 Mio. l“, zeigt der LK-Präsident die negativen Umweltauswirkungen auf.