NIEDERÖSTERREICH IM FOKUS

Im Fokus
Foto: Archiv

Finger weg vom bäuerlichen Eigentum

Die Bäuerinnen und Bauern sind es gewohnt, langfristig zu denken und vorausschauend zu investieren. Eine über Jahrzehnte aufgebaute und von Generation zu Generation weitergegebene Ausstattung mit Eigenkapital ist solide Grundlage, Sicherheitsnetz und Sprungbrett gleichzeitig. Ich rede von Haus und Hof, Traktor und Maschinen, Grund und Boden, Stall und Vieh. Diese Grundlagen geben dem Bauernstand eine hohe Unabhängigkeit und gleichzeitig eine hohe Verantwortung. Umso mehr müssen wir aber gewarnt sein, wenn sie uns jemand nehmen will. Wie derzeit etwa in der Rinderwirtschaft.
Hier beobachten Experten eine Entwicklung, wie wir sie aus der Saatzucht längst kennen. Ähnlich wie bei Saatgut versuchen auch in der Rinderzucht Großkonzerne, den Zuchtstier-Markt zu monopolisieren und damit zu kontrollieren. Digitale Daten geben den Konzernen einen weltweiten Informationsvorsprung, welche Stiere das beste Genmaterial tragen und in welchen Ställen sie stehen. Sie haben das nötige Geld, um überhöhte Preise für die besten Zuchttiere zu bezahlen und konkurrieren so mit unseren genossenschaftlichen Zuchtverbänden in Bauernhand. Mit diesen Praktiken sichern sich US-amerikanische Multis einen exklusiven Zugang zur Top-Genetik und sorgen mit beinharter Selektion, dass ausschließlich nur mehr weibliche Tiere zur Welt kommen. Was vordergründig wirtschaftlich klingt, sorgt indes für zusätzliche Abhängigkeit, weil immer weniger Stiere für Zuchtprogramme zur Verfügung stehen. So macht man aus Züchtern bloße „Vermehrer“. Die Unterstützung unserer Zuchtverbände ist daher ein Gebot der Stunde. Sie sind nicht irgendwelchen Konzernbilanzen verpflichtet, sondern ihren Mitgliedern, den Landwirten. Auch sie beschäftigen sich mit modernen „Big Data“-Methoden, allerdings mit klarem Fokus auf Datenschutz und langfristiger Verantwortung. Damit die bäuerlichen Betriebe unabhängig bleiben.
Ebenfalls sehr wachsam sein müssen wir in der speziell in Wahlkampf-Zeiten wiederkehrenden Diskussion um Erbschafts- und Eigentumssteuern. So fordert der Bundeskanzler neue Steuern auf Maschinen, Eigentum und Erbschaften. Ab 1 Million Euro soll die Staatskassa klingeln und Hofbesitzer oder -erben sollen das blechen, was anderswo zu viel ausgegeben wird. Wer danach greift, plant einen Anschlag auf den Bauernstand. Denn Ställe, Äcker, Wiesen und Maschinen besitzen die Bauern nicht aus Jux und Tollerei, sondern diese  sind notwendige Betriebsanlagen und Produktionsmittel. 1 Million Euro ist schnell beisammen: ein Hof, ein Traktor, dazu zehn Hektar Grund. Wenn der Kanzler die „Luxusmillionäre“ besteuern möchte, dann redet er von den Bauern, von kleinen Gewerbebetrieben und von jenen, die neben einem Einfamilienhaus plus Kleinwagen einen Acker verpachten oder eine kleine Wohnung vermieten. Das ist schlicht eigentumsfeindlich. Dabei brauchen wir mehr Eigentümer in Österreich. Diese haben sich erstens eine gewisse Unabhängigkeit bei Krisen erarbeitet und gehen zweitens viel verantwortungsvoller damit um: mit Haus und Hof, Vieh und Stall, Grund und Boden, auf dem Österreichs Wohlstand aufbaut. Daher: Finger weg!