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Standards zu Kriterien machen

Nach einem kurzen Wahlkampf haben wir in Niederösterreich die Landtagswahl geschlagen. Und gemäß unserem Motto „Arbeiten – wählen – arbeiten“ wurde am Tag nach der Wahl sofort weitergearbeitet. Bereits am Vormittag stand die Eröffnung der 65. Wintertagung des Ökosozialen Forums Österreich an.
Die Wintertagung ist die größte agrarische Diskussionsveranstaltung des Landes. Bei elf Fachtagungen kamen heuer 185 Referenten zu Wort, davon rund 30 Experten aus dem Ausland. Unter dem Leitgedanken „Von Milchseen zur Butterknappheit: Was kommt als Nächstes?“ wurde über die Zukunft der Landwirtschaft diskutiert. Mir ist natürlich klar, dass Milch und Butter nicht allein für die Landwirtschaft stehen, aber am Beispiel der Milchproduktion kann man aktuelle Entwicklungen der vergangenen Monate gut erklären. Zur Erinnerung: Über Monate hinweg haben unsere Milchbauern zu Recht über sehr niedrige Milchpreise geklagt. Dann ist die Nachfrage international wieder gestiegen und die Konsumenten sind plötzlich vor leeren Butterregalen gestanden. Das zeigt, wie schnell es gehen kann: Gestern noch Milchseen, morgen schon wieder Butterknappheit. Der Engpass bei Butter hat den Konsumenten zumindest kurzfristig vor Augen geführt, welch sensibles System die landwirtschaftliche Produktion ist. Die Milcherzeugung kann nicht einfach von heute auf morgen gestoppt und wieder eingeschalten werden. Und Milch kann auch nicht wie etwa Aktien in Sekundenbruchteilen gekauft und verkauft werden.
Somit ist Agrarpolitik auch Gesellschaftspolitik, weil es nicht nur um die Bäuerinnen und Bauern, sondern um die Konsumenten geht und um deren sichere Versorgung mit besten Lebensmitteln. Bei Milch hat Österreich zwar einen Selbstversorgungsgrad von 162 Prozent – und trotzdem verhinderte das nicht einen Engpass bei Butter. Bei Getreide haben wir aktuell einen Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent, decken also den heimischen Bedarf gerade noch ab. Dagegen haben wir bei Ölsaaten und Gemüse eine große Unterdeckung, bei Puten sogar rund 40 Prozent.
Zum einen sind wir Österreicher – zu Recht – stolz auf unsere hohen Tierschutz- und Sozialstandards. Das führt aber in einigen Bereichen auch zur Abwanderung der landwirtschaftlichen Produktion und zu Abhängigkeiten vom Ausland, wo unter weit niedrigeren Standards und geringeren Auflagen billiger produziert wird. Und das passt für mich nicht zusammen. Wenn die Gesellschaft von den Bäuerinnen und Bauern hohe Standards verlangt, muss sie auch selbst hohe Kriterien beim Einkauf erfüllen. Dieses Miteinander brauchen wir dringend: Wir müssen Standards zu Kriterien machen!
In Niederösterreich setzen wir das gerade in allen 100 Landesküchen unserer Kliniken, Pflegeheime oder Schulen um. Statt Billigst- gilt künftig das Bestbieterprinzip. Dabei schreiben wir überall die hohen österreichischen Qualitätsstandards vor, etwa wenn es um Besatzdichten in der Geflügelhaltung geht. Damit scheiden wir automatisch alle Billig-Produzenten aus dem Ausland aus, weil sie mit unseren hohen Ansprüchen nicht mithalten können. Das schmeckt besser, ist gesünder und hilft auch der Umwelt. Am meisten hilft es aber den Bäuerinnen und Bauern. Und genau das wollen wir damit erreichen.