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Mercosur: EU gibt bei Rindfleisch nach

Die Verhandlungen mit den Mercosur-Ländern kommen in die entscheidende Phase. Die EU hat den Südamerikanern nun ein neues Angebot für die Einfuhr von sensiblen Agrarerzeugnissen unterbreitet. Während die EU den Mercosur-Ländern bisher eine Einfuhrquote für 70.000 t Rindfleisch, zur Hälfte frisch, zur Hälfte gefroren, angeboten hatte, soll die EU-Kommission ihr Angebot auf 99.000 t Rindfleisch erhöht haben. Die Südamerikaner müssen nun prüfen, ob sie damit einverstanden sind. Die EU machte auf ihre Schwierigkeiten mit dem Agrarsektor aufmerksam und signalisierte, dass sie kaum noch weiter gehen könne. „Die Verhandlungen gehen voran“, bestätigte EU-Vizekommissionspräsident Jyrki Katainen. Die schwierigsten Kapitel lägen jetzt auf dem Tisch. Die noch relativ unerfahrenen Südamerikaner müssen sich der Bedeutung des Abkommens mit der EU klar werden, betonte Katainen. Am Freitag sollen die Verhandlungen in Brüssel fortgesetzt werden.

Das Angebot für Rindfleisch stößt vor allem in Irland auf Kritik, weil es zu hoch ist. Die Südamerikaner hatten dagegen bisher die Öffnung des EU-Marktes für 100.000 t Rindfleisch erwartet. Der Sprecher von EU-Agrarkommissar Phil Hogan erklärte, er wolle sich zu der Höhe des neuen EU-Angebotes nicht äußern, da die Verhandlungen noch im Laufen seien. Allerdings versicherte er, bei zukünftigen Fleischskandalen habe die EU weiterhin die Möglichkeit, die Rindfleischeinfuhren sofort zu stoppen.

Unverständnis löste die Erhöhung des EU-Rindfleischangebotes auf 99.000 t beim Dachverband der EU-Landwirte und Genossenschaften, COPA-COGECA, aus. „Über 75% unserer Rindfleischimporte und damit 246.000 t kommen bereits aus den Mercosur-Ländern, weshalb eine Erhöhung des EU-Angebots im Gegenzug für Marktzugänge in anderen Sektoren inakzeptabel ist. Wir brauchen faire und ausgewogene Handelsabkommen, die dafür sorgen, dass es zu keiner Marktüberlastung kommt, da sonst Wachstum und Arbeitsplätze in den ländlichen Gebieten unter die Räder kommen“, warnte Jean-Pierre Fleury, der Vorsitzende der COPA-COGECA-Arbeitsgruppe Rindfleisch. Es sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für neue Vorschläge, wenn man die Auswirkungen des Brexits noch nicht kenne. „Vor dem Hintergrund, dass derzeit 52% des irischen Rindfleisches nach Großbritannien geliefert werden, dürfen wir den EU-Markt nicht weiter unter Druck setzen“, stellte Fleury klar.

Die Mercosur-Gruppe mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay umfasst 260 Mio. Verbraucher und ist weltweit die siebentgrößte Volkswirtschaft sowie der fünftgrößte Markt außerhalb der EU.