Meine Sicht

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Spitzenprodukte statt Gentechnik

Österreich feiert heuer ein Jubiläum, das vielen vielleicht gar nicht bewusst ist. Trotzdem hat es große Bedeutung: Das Gentechnik-Volksbegehren von 1997, also vor genau 20 Jahren. Schon damals wurde die kritische Haltung der Bevölkerung zu gentechnisch veränderten Organismen, GVO, deutlich: Ethische Bedenken, mögliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sowie die Frage nach der Patentierbarkeit von Leben dominierten die Diskussion. Mit der Unterstützung von mehr als einer Million Wahlberechtigten war es das zweiterfolgreichste Volksbegehren der österreichischen Geschichte.

Auch zwei Jahrzehnte später hat sich die Stimmung im Land kaum verändert: Die Österreicherinnen und Österreicher lehnen Gentechnik-Lebensmittel weiter entschieden ab und auch auf europäischer Eben wurde unsere kritische Haltung übernommen. Im Rahmen der Verhandlungen über das Selbstbestimmungsrecht sprach sich eine große Mehrheit der Mitgliedsstaaten gegen den Anbau von GVO-Pflanzen aus. Österreich hat diese Richtlinie als erstes Land der EU national umgesetzt und im Jahr 2015 die Gentechnikfreiheit im Anbau sogar in der Verfassung verankert. Ich bin sehr stolz, dass uns das gelungen ist.

Nicht nur beim Saatgut, auch bei Milch und Eiern sowie im Geflügelsektor haben wir eine zu 100 Prozent GVO-freie Produktion erreicht. Außerdem nimmt das Angebot biologisch hergestellter Lebensmittel, die schon per Definition GVO-frei sind, weiterhin zu. Eine noch bessere Versorgung mit gentechnikfeien Futtermitteln bleibt weiterhin ein wichtiges Ziel. Vor allem bei Eiweißfutter ist Europa noch immer von Importen aus Übersee abhängig. Der Selbstversorgungsgrad der Europäischen Union ist noch zu niedrig. Aber wir sind auf einem guten Weg.

Von der historischen Volksabstimmung bis zum ersten Anti-Gentechnik-Gesetz hat unser Land eine internationale Vorreiterrolle eingenommen. Das ist nicht nur im Hinblick auf gesundheitliche Bedenken oder ethische Grundsätze sinnvoll, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht: Mengenmäßig können unsere bäuerlichen Familienbetriebe nicht mit den internationalen Konzernen mithalten – unser Wettbewerbsvorteil ist höchste Qualität. Dafür sind unsere Lebensmittel weltweit bekannt und nur deshalb sind wir im Export so erfolgreich: Spitzenprodukte statt Gentechnik.

Das Gentechnik-Volksbegehren war ein Meilenstein für unsere Qualitätsstrategie und die Grundlage für die heutige Wahlfreiheit der europäischen Konsumentinnen und Konsumenten. Mittlerweile ist Zulassung von genetisch veränderten Lebens- und Futtermitteln auf EU-Ebene geregelt und eine klare Kennzeichnung verpflichtend. Gerade in Zeiten der Globalisierung, internationaler Konzerne und weiter Transportwege wollen die Menschen nach wie vor genau wissen, woher das Essen auf ihren Tellern kommt und wie es hergestellt wurde. Berechtigte Bedenken werden gerne heruntergespielt. Dagegen ist es mir wichtig, die Sorgen und Ängste der Konsumentinnen und Konsumenten ernst zu nehmen. Deshalb werde ich weiterhin auf eine klare Linie setzen: Unser Land steht für gesunde, hochwertige und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Für den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen ist in unserem lebenswerten Österreich kein Platz.