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Greening-Flächen: Pflanzenschutzverbot rückt näher

Im Europaparlament wurde heute die notwendige absolute Mehrheit gegen ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln auf ökologischen Vorrangflächen knapp verfehlt. 13 Stimmen fehlten für ein Veto. Nach der knappen Abstimmungsniederlage könnten die 14 verschiedenen Veränderungen der EU-Kommission zum Greening ab dem kommenden Jahr in Kraft treten, wenn nicht der EU-Agrarrat dagegen mobil macht. Hier fehlte allerdings bisher eine einheitliche Linie. Bei den Christdemokraten und den Konservativen war die Enttäuschung nach der Abstimmung groß.

„Die Pläne der EU-Kommission zur angeblichen Vereinfachung bei den ökologischen Vorrangflächen sind ein massives Belastungspaket für die Landwirte und die Umwelt“, kritisierte Elisabeth Köstinger. Mit dem Verbot von Pflanzenschutzmitteln auf sogenannten ökologischen Vorrangflächen werde der enorm wichtige Anbau von Eiweißpflanzen wie Sojabohnen, Bohnen, Erbsen und Linsen unmöglich. Das angebliche Vereinfachungspaket für ökologische Vorrangflächen sei eine „Mogelpackung“. „Ein Ackerbaubetrieb in meiner Region hat mir die Folgen der sogenannten ‚Vereinfachung‘ vorgerechnet. Jährlich sind das Einkommenseinbußen von 1.500 Euro“, sagte Köstinger. Zudem würden über 70% des Bedarfs an Eiweißerzeugnissen derzeit in die EU importiert. Die völlige Abhängigkeit von Brasilien und anderen Exportländern könne nicht das Ziel sein, weder wirtschaftlich noch umweltpolitisch, beklagte die EU-Abgeordnete.

„Kommt das Verbot von Pflanzenschutzmitteln auf den Feldern müssten wir künftig noch um 1,2 Mio. t mehr Eiweißpflanzen importieren“, warnte Köstinger. „Allein der Transport aus Übersee würde jedes Jahr zehntausende zusätzliche Lkw-Transporte und 17 volle Frachtschiffe über den Atlantik bedeuten. Mindestens 22,5 Mio. l Lkw-Diesel und weit mehr als 22 Mio. l Schweröl würden völlig unsinnig verheizt – ein Albtraum für den Umweltschutz.“

Auch der deutsche Albert Deß (CSU) erklärte, dass für südamerikanisches Soja die Rodung von Regenwaldflächen notwendig sei, es mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werde und zudem gentechnisch verändert sei. Mit dem Spritzverbot auf der Vorrangfläche erweise sich die EU deshalb einen Bärendienst, bemängelte der Abgeordnete. Die deutsche Maria Noichl (SPD) zeigte sich dagegen erleichtert. Sie stimmt der EU-Kommission zu, dass die Umweltwirkungen des Greenings verbessert werden müssen. Um die Eiweißlücke in der EU zu schließen, sollte es nach Auffassung von Noichl mehr Förderung von Eiweißpflanzen auf der „normalen“ Fläche geben, die immerhin 95% des Ackerlandes ausmachen.