Foto: agrarfoto.com

Experten empfehlen breitere Fruchtfolgen

„Europäische Landwirte stehen heute unter starkem Anpassungsdruck“, unterstrich der deutsche Staatssekretär Hermann Onko Aeikens, als Gastredner auf einer Konferenz von agri benchmark Cash Crop – ein weltweites non-profit-Netzwerk von Agrarökonomen, das vom Thünen-Institut und global networks koordiniert wird. Nicht nur die verbreitete gesellschaftliche Skepsis gegenüber aktuellen Produktionsmethoden, auch handfeste betriebswirtschaftliche Fakten würden Landwirte zu Veränderungen zwingen. Zentrale Herausforderungen seien etwa die strengere Regulierung des Nähstoffüberschusses, um das Grundwasser zu schützen, die abnehmende Verfügbarkeit von effektiven Pflanzenschutzmitteln sowie rückläufige Gewinnmargen.

Thomas de Witte, Wissenschafter am Thünen-Institut und Mitglied im agri benchmark Cash Crop Netzwerk, hat auf der Grundlage zweier deutscher Fallstudien als Kernelement möglicher Anpassungsstrategien eine Verbreiterung der Fruchtfolge identifiziert. „Dabei ist entscheidend, dass die Landwirte künftig mehr Sommerkulturen und – soweit ökonomisch machbar – vermehrt Blattfrüchte anbauen. Die beiden Fallstudien zeigen, dass ein solcher Weg nicht nur ackerbaulich positiv wäre, sondern auch ökonomisch tragfähig sein kann“, so de Witte. Wie agri benchmark-Partner aus Dänemark, Großbritannien und Frankreich bestätigten, stehen die meisten europäischen Landwirte vor den gleichen Herausforderungen.

Die Experten wiesen zudem auf die bemerkenswerte Dominanz Russlands auf dem Weizenmarkt hin. Die Getreideproduzenten Russlands hätten 2016 von niedrigen Input-Kosten – insbesondere für Stickstoff -, geringen Landkosten und der wiederholten Abwertung des Rubels besonders profitiert. Aufgrund steigender Erntemengen habe Russland 2016 mehr Weizen als jedes andere Land exportiert. Aktuelle Prognosen gehen auch für 2017 von einem neuen Rekord aus.

Doch der Angebotsdruck auf den globalen Weizenmärkten wird sich unter anderem auch wegen aktueller Entwicklungen in Argentinien erhöhen, kündigten die Spezialisten an. Die dortige Getreideproduktion – insbesondere Weizen und Mais – habe massiv von der Abschaffung von Exportzöllen sowie anderen handelsbeschränkenden Maßnahmen im Land profitiert. Unter diesen neuen Bedingungen haben die Landwirte nach Analysen von agri benchmark Gewinne von bis zu 50 US-Dollar pro Tonne Weizen erzielt. Da gleichzeitig eine deutliche Flächenausdehnung stattfindet und weiterhin zu erwarten ist, werde Argentinien in Zukunft wieder zu den großen Playern auf den globalen Weizenmärkten zählen, so die Experten.