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Euterprobleme bei Erstlingskühen: Wie beuge ich vor?

Analyse Allzu oft kommen Kalbinnen nicht in die Phase, gut leistende Kühe zu werden. Schon nach der ersten ­Abkalbung kann ihnen eine Euterentzündung Probleme verursachen und für einen vorzeitigen Abgang sorgen.

von Max Fruhstorfer

Der dadurch entstehende wirtschaftliche Verlust ist enorm. Damit der Milchfluss von morgen nicht schon heute versiegt, gilt es, einige wichtige Vorbeugemaßnahmen zu treffen.

Mögliche Ursachen und Vorbeugung Generell zu hoher Infektionsdruck im Betrieb. Für saubere und trockene Liegeflächen sorgen, nicht kontaminierte Einstreu verwenden. Insektenbekämpfung ­durchführen und Stresssituationen, z.B. durch Überbelegung, vermeiden.

Gegenseitiges Besaugen Ein großes Problem stellt das gegenseitige Besaugen der Euter dar. Keime werden dabei über die Mundschleimhaut übertragen.
Auch der wichtige Keratinpfropfen im Strichkanal, welcher die Zitze verschließt, wird dadurch entfernt. Durch den offenen Strichkanal können Erreger in das Euter eindringen und eine Entzündung hervorrufen. Bei geschlechtsreifen Tieren kann es zu einer Schädigung und/oder Aktivierung der Drüsenfunktion kommen – die Euterviertel schwellen an.

Vorbeugung Den Saugreflex der Kälber durch Verlängerung der Tränkezeiten und richtige, nicht zu große Nuckelöffnung, stillen.
Für eine ausreichende Beschäftigung der Kälber sorgen.
Die trächtigen Kalbinnen einer laufenden Kontrolle unterziehen, Haltungsbedingungen optimieren und saugende Tiere separieren oder einen Saugring einziehen.

Hohes Erstabkalbealter Untersuchungen zufolge haben Tiere bis zu einem Erstabkalbealter von 27 Monaten ein geringes Mastitisrisiko. Ab einem Alter von 24 Monaten nimmt die Wirkung des Keratinpfropfens im Strichkanal um fünf Prozent pro Monat ab.

Überzählige Zitzen nicht fachgerecht entfernt After- und Beizitzen mit milchführendem Kanal im jugendlichen Alter fachgerecht entfernen lassen – die zusätzliche Öffnung stellt eine Infektionsquelle dar.

Milchausrinnen bereits vor der Abkalbung Bei einem unzureichenden ­Verschluss des Strichkanals kann es sinnvoll sein, solche Tiere bereits vor der Abkalbung etwas anzumelken. Oberstes Gebot hierbei ist die Standplatz- und ­Liegeboxenhygiene, ein ­zusätzliches Zitzentauchen senkt die ­Infektionsgefahr.

Hemmstoff- oder erregerhaltige Milch Verfüttern von Hemmstoffmilch bei Zuchtkälbern unterlassen – führt schon frühzeitig zu Antibiotika­resistenzen. Auch durch das Verfüttern von Mastitismilch kommen die Kälber bereits mit den Erregern in Kontakt.

Euterödeme Starke Euterödeme können die Abwehrfunktion des Euters beeinträchtigen. Neben einer gewissen genetischen Veranlagung ist auch eine Überversorgung mit Natrium und Kalium zu vermeiden.

Empfehlungen hierzu liegen bei < 0,15 Prozent bei Natrium und < 1,3 Prozent bei Kalium in der Gesamtration.
Auch ist eine ausreichende ­Spurenelementversorgung sicherzustellen.

Behandlungsmaßnahmen Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen kann es erforderlich sein, bei Problemen medikamentös einzugreifen. Dies kann bei akuten, chronischen oder einer latenten Entzündung, die ausbrechen kann, notwendig sein.
Ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln mindert den Milch­ausfall. Vor allem sind es aber die angesaugten Euter, welche frühzeitig und richtig behandelt werden müssen. Dazu betroffenes Viertel sorgfältig Ausmelken und ein Kurzzeitmedikament vorsichtig einbringen. Nach 24 Stunden das Viertel wiederum ausmelken und einen Trockensteller mit Breitbandwirkung verwenden. Der Einsatz eines Zitzenversieglers unterstützt die Behandlung. Auch bei Kalbinnen kann das Sekret bakteriologisch untersucht und nach dessen Ergebnis behandelt werden. Liegt der Abkalbetermin innerhalb vier bis fünf Wochen nach der Behandlung, unbedingt auf die Ablieferfrist der Milch achten. Eine weitere Möglichkeit ist eine systemische Behandlung, wobei zusätzlich ein spezieller Wirkstoff über das Blut ins Euter eingebracht wird.
Vorbeugen ist besser als Behandeln, dieses Motto gilt ganz besonders in der Kalbinnenaufzucht.
Nur so kann ein hohes Milchleistungsniveau erhalten und der wirtschaftliche Erfolg sichergestellt werden.

Max Fruhstorfer ist Tierzuchtexperte in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.