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Experten glauben an geringfügige Steigerung der Milchproduktion

Die Milchanlieferung in der EU dürfte in diesem Jahr um 0,6% auf rund 154 Mio. t zunehmen. Im ersten Quartal 2017 wird die Menge voraussichtlich (schaltjahrbereinigt) noch unter dem Vorjahreswert liegen. In den Frühjahrsmonaten dürfte die Anlieferung dann das Vorjahresniveau erreichen, und in der zweiten Jahreshälfte wird – stabile Erzeugerpreise vorausgesetzt – ein spürbarer Anstieg gegenüber 2016 erwartet. Dies geht aus der gestern von der EU-Kommission präsentierten Kurzfrist-Prognose („Short-term Outlook 2017/18“) hervor. Die Milchkuhherde werde heuer zwar mit rund 22,9 Mio. Tieren um 1,6% kleiner als im Vorjahr sein, der Anstieg der durchschnittlichen Milchleistung je Kuh um 2% auf 7.066 kg werde dieses Minus jedoch mehr als kompensieren, so die Kommission. Unter entsprechenden Rahmenbedingungen (steigende internationale Nachfrage und bessere Exportmöglichkeiten, etwa nach Russland) könnte die Milchanlieferung im kommenden Jahr noch etwas deutlicher zulegen – um geschätzte 0,9%.

Die Erzeugermilchpreise lagen Anfang 2016 in der EU aufgrund der internationalen Milchmarktkrise noch auf einem niedrigen Niveau. In der zweiten Jahreshälfte erfolgte der lange erwartete Anstieg, und im Dezember wurden im Schnitt 33,10 Cent/kg netto ausgezahlt. Die weitere Preisentwicklung im Jahr 2017 hängt laut EU-Kommission insbesondere von der globalen Angebotssituation ab. In der Union wird der Anlieferungs-Höhepunkt in den Frühjahrsmonaten (Mai) erwartet. Danach zeigt die Lieferkurve zwar nach unten, gegenüber dem Vorjahr werden aber höhere Mengen erwartet. In den USA verhalten sich die Milchlieferanten weiterhin expansiv, im Jänner 2017 lag deren Produktion um 2,5% über dem Vorjahresniveau. In Australien wies die Erzeugung in der ersten Hälfte der neuen Milchsaison (Juli bis Dezember 2016) ein Minus von 8,5% auf. In Neuseeland haben sich die Rahmenbedingungen mittlerweile verbessert – von Juni 2016 bis Jänner 2017 lag die Menge nur mehr um 2,6% unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Auch die relativ hohen Interventionsbestände bei Magermilchpulver stellen einen Einflussfaktor dar. Positiv könnten sich nach Ansicht der Brüsseler Experten die vergleichsweise günstigen Futtermittelpreise auf die Produktion auswirken.

Der europäische Milchmarkt war 2016 geprägt von einem dynamischen Absatz von Käse, Butter und Vollmilchpulver, von deutlich höheren Exporten in den Bereichen Milchfrischeprodukte, Käse und Butter sowie von hohen Interventionslagerständen bei Magermilchpulver.

Die EU-Käseexporte konnten 2016 aufgrund der anhaltend guten internationalen Nachfrage um 11% auf rund 800.000 t gesteigert werden und übertrafen damit sogar das Niveau von 2013, als Russland noch große Mengen abnahm. Vor allem die Lieferungen nach Japan, Saudi-Arabien, Südkorea und Australien fielen deutlich höher aus. Für 2017 rechnet die Kommission mit einer weiteren Zunahme der Käseexporte um 3%. Sollte der russische Markt wieder geöffnet werden, so wäre im Jahr 2018 eine erneute Ausweitung der Exporte denkbar, allerdings dürften die Lieferungen Richtung Moskau nicht mehr das Niveau von 2013 erreichen. Der Pro-Kopf-Konsum von Käse erhöhte sich im vergangenen Jahr auf dem EU-Binnenmarkt im Schnitt um 1,3% auf 17,7 kg. In den Jahren 2017 und 2018 dürfte ein weiterer Anstieg um jeweils rund 1% erfolgen, so die Prognose.

Die Butterproduktion erhöhte sich im Jahr 2016 innerhalb der EU um 2,7% auf rund 2,40 Mio. t. Aufgrund der erhöhten Nachfrage auf den Drittlandsmärkten wurden die Exporte von Butter und Butteröl um 23% auf 211.000 t gesteigert. Die Lieferungen in die wichtigsten Destinationen (USA, Saudi-Arabien, Ägypten) konnten spürbar angehoben werden. Die EU-Exporteure profitierten dabei von den geringeren Ausfuhren ihrer Mitbewerber in den USA und in Südamerika sowie von den stagnierenden Lieferungen der neuseeländischen Milchverarbeiter. Aber auch der Butterverbrauch am EU-Binnenmarkt fiel höher aus (+2%). Diese Situation führte zu relativ niedrigen Lagerbeständen und stark steigenden Butterpreisen, die im Dezember ein Rekordniveau von 4.300 Euro/t erreichten.

Für das Jahr 2017 erwarten die Experten der EU-Kommission einen weiteren Anstieg der Butterproduktion um 1,2% auf etwa 2,43 Mio. t. Dem entsprechend dürften auch die Butterexporte heuer nicht so stark zulegen wie 2016, gerechnet wird mit einem Plus von 10%.

Bei Magermilchpulver setzte sich 2016 der Trend der zunehmenden Produktion fort, die Erzeugung wurde um 4% auf rund 1,6 Mio. t angehoben. Im Zuge der Milchkrise wurden die öffentlichen Lager verstärkt genutzt, dies führte zu Interventionsbeständen von 352.000 t und einer gleichzeitigen Reduktion der privaten Lager von 250.000 auf 180.000 t. Infolge der erhöhten Interventionsmengen erholten sich die Preise für Magermilchpulver und erreichten Ende Dezember einen Wert von 2.100 Euro/t. Bis Februar 2017 ergab sich wieder ein leichter Preisrückgang auf rund 2.000 Euro, was aber immer noch einem Plus von 22% gegenüber dem Vorjahresmonat entsprach.

Die Magermilchpulver-Ausfuhren der EU verringerten sich im Gesamtjahr 2016 um 17% auf 574.000 t, weil die Exporteure der Union mit ihren Preisen gegenüber ihren Mitbewerbern nicht immer wettbewerbsfähig waren. So konnten die neuseeländischen Produzenten ihre Ausfuhren um 8% und jene in den USA um 2% erhöhen. Die Situation hat sich im Jahr 2017 geändert. Die Preisniveaus der Hauptproduzenten haben sich angenähert, die EU könnte daher auf dem Weltmarkt wieder Anteile gewinnen. Wenn die erwartete Erholung der Magermilchpulver-Exporte eintritt (die Kommission rechnet mit einem Anstieg um etwa 25%) und die Produktion leicht zurückgenommen wird, dann wäre dies ein wesentlicher Beitrag, um diesen Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wird vonseiten der Kommission betont.

Die Herstellung von Vollmilchpulver wurde in der Union im vergangenen Jahr um knapp 4% auf 759.000 t angehoben. Verantwortlich dafür war in erster Linie die höhere Binnenmarktnachfrage (vor allem von der Schokoladenindustrie), während die Exporte um 5% auf 380.000 t verringert wurden. Dieser Trend wird laut EU-Kommission auch in diesem Jahr anhalten.