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Die Mischration vorlegen einmal anders

Kompakt-TMR Um der Selektion am Futtertisch entgegenzusteuern, kommt aus Dänemark ein Verfahren bei der Zubereitung von Mischrationen im Milchvieh­betrieben, wo das nicht mehr möglich sein soll.

Von Wolfgang Reiter

Normalerweise sollte bei einer Mischration mit jedem Bissen ein konstant gleicher Anteil an Grund- und Kraftfutter auf­genommen werden. Aber aufgrund unterschiedlicher Trockenmasse­gehalte und Strukturen der Mischungskomponenten lässt sich dies nicht immer bewerkstelligen. Aber sobald die Misch­ration vorgelegt wird, drängen die Tiere oft an den Futter­tisch und beginnen im Futter zu „suchen“. Vor allem auf das schmackhaftere Kraftfutter haben sie es abgesehen. Ein sogenannter „Tunnelfraß“ auf dem Futtertischboden und ein Hin- und Hergewühle zeugen von diesem Vorhaben. Ranghöhere Tiere schaffen dies am besten, während die rangniedrigeren mit dem bereits durchsuchten Futter vorliebnehmen müssen. Trotz Berücksichtigung aller Vorgaben für eine optimale Mischrationszubereitung gelingt es oft nicht, eine homogene Mischung zu erzeugen. Die Folgen sind Pansenübersäuerung trotz ausreichender Strukturversorgung und uneinheitliche Körperkonditionen mit all ihren negativen Folgen für die Tiergesundheit.

Kompakt-TMR Daher die Überlegung, das Kraftfutter so an das Grundfutter zu heften, dass selektives Fressverhalten nicht mehr möglich ist. Das gelingt am einfachsten mit Flüssigkeit, nämlich mit Wasser. Es wird zwar auch jetzt schon bei besonders trockenen Mischkomponenten Wasser hinzugefügt, aber bei diesem dänischen System wird nach einem speziellen Mischverfahren die Mischration hergestellt und als Kompakt-TMR bezeichnet. Sie ist anwendbar sowohl bei TMR (Totale Mischration) als auch bei AGR (aufgewertete Grundration).

Mischrationszubereitung Der gesamte Mischvorgang verläuft nach einem ganz bestimmten Schema ab:

Phase 1 Das Kraftfutter wird im Mischwagen mit Wasser im Verhältnis 1:1 vermengt und je nach Kraftfutterbeschaffenheit bis zu 12 Stunden eingeweicht. Es entsteht ein richtiger Brei.

Phase 2 Jetzt kommt die ­Grassilage oder eventuell noch andere strukturliefernde Komponenten (Stroh, Heu) dazu. Auch das ­Mineralfutter wird erst in dieser Phase dazugegeben. Mischzeit 15 bis 20 Minuten.

Phase 3 Während der Mischer weiter läuft, kommt Maissilage dazu und wird ebenfalls 15 bis 20 Minuten gemischt. Wichtig ist, dass das Kraftfutter richtig aufgeweicht ist und beim Mischvorgang alle Komponenten vollständig aufgelöst werden. Daher muss der Mischvorgang genau kontrolliert werden. Der Trocken­massegehalt dieser Kompakt-TMR liegt bei 35 % bis maximal 40 %.

Beim herkömmlichen Mischverfahren erreicht man schnell einmal Trockenmassegehalte, die deutlich über 40 % liegen; das bewirkt neben der höheren Selektionsmöglichkeit des Kraftfutters auch ein reduziertes Futteraufnahmevermögen. Da durch die Kompakt-TMR eine Selektion am Futtertisch nicht mehr möglich ist, melden Praktiker kürzere Fresszeiten und ein längeres Verweilen in den Liegeboxen.

Auch beim Einfüttern gehen nur wenige Kühe sofort an den Futtertisch, denn jede Kuh weiß, dass sie, egal wann sie zum Fressen geht, immer die gleiche Rationszusammensetzung bekommt.

DI Wolfgang Reiter ist Fütterungsexperte in der LK Oberösterreich.