Foto: BMU

„Bauernregel-Aktion“ zurückgezogen

Die deutsche Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat jetzt doch auf die bundesweite Kritik an ihren „Bauernregeln“ reagiert und die umstrittene Plakat-Aktion nach heftigen Protesten gestoppt, berichtet die „agrarzeitung“ online. Auf Twitter meldete am Donnerstagabend das Umweltressort: „Hendricks geht auf Kritik an Bauernregeln ein und ruft zu breitem Dialog über Zukunft der Landwirtschaft auf.“ Damit hat die umstrittene Plakat-Aktion mit Versen zur Landwirtschaft nach einer Woche ein Ende. Bundesweit haben alle agrarischen Branchenverbände gegen die Diffamierung der Landwirte protestiert, aus den eigenen Reihen (der SPD) wurde ebenfalls Unverständnis über diese Aktion geäußert. Auch das Bundeskanzleramt war eingeschaltet. Bundesagrarminister Christian Schmidt hatte von Hendricks eine Entschuldigung verlangt. Peter Hauck, Agrarminister in Baden-Württemberg, hatte die Ministerin zum Rücktritt aufgefordert.

Wie berichtet, hatte das Bundesumweltministerium vergangene Woche anlässlich der öffentlichen Konsultation der EU zur Zukunft der europäischen Agrarpolitik die Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle.“ gestartet. Im Stile alter Bauernregeln warb Hendricks dabei für eine Abkehr von der intensiven Landwirtschaft. Eine dieser Regeln lautete etwa „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein.“ Auf Plakaten sollte diese Kampagne in über 70 Städten in Deutschland, mit Ansichtskarten, über Social Media und über eine eigene Website verbreitet werden.

Eine Protestlawine vonseiten der Landwirte, der agrarischen Interessenvertretung, zahlreicher landwirtschaftlicher Verbände und Erzeugerorganisationen sowie von Agrarpolitikern war die Folge. Der Deutsche Bauernverband nannte die sogenannten Bauernregeln „eine inhaltliche Bankrotterklärung“.

Jetzt rudert die Umweltministerin zurück. In einem Video auf der Homepage ihres Ressorts entschuldigt sich Hendricks öffentlich für den angeschlagenen Ton bei den neuen Bauernregeln. Sie wendet sich an die Landwirtinnen und Landwirte, „die vielfach mit Ablehnung und mit Empörung auf die Kampagne reagiert haben“. Wenn sich diese durch die Aufmachung der Aktion persönlich angegriffen oder sich in ihrer Berufsehre verletzt fühlten, „dann tut es mir persönlich leid, denn das war selbstverständlich niemals meine Absicht“, betont die Ministerin.

Ihr seien die aktuellen Probleme der Landwirtschaft bewusst, inhaltlich sei sie aber auch weiterhin davon überzeugt, „dass es Fehlentwicklungen im Agrarsektor gibt“, so Hendricks. Als Beispiele nennt sie die Massentierhaltung, die hohen Nitratwerte im Grundwasser und die zunehmende Intensivierung im Agrarbereich. „Darüber sollten wir debattieren. Was wir nicht tun sollten, ist eine Spaltung zwischen den Menschen in den Städten und denen, die auf dem Land wohnen, herbeizureden. Und was wir auch nicht tun sollten, ist den Austausch von Meinungen und Erfahrungen durch eine verrohte Sprache und hemmungslose Beleidigungen – auch in den Sozialen Medien – zu vergiften“, so die Ministerin. Notwendig wäre dem gegenüber „eine sachlich geführte Debatte darüber, wie wir uns die Landwirtschaft der Zukunft in unserem Land vorstellen“.