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Aquakultur Wachstumsmotor der Fischproduktion

Fisch steht in der Gunst der Konsumenten und Ernährungsexperten hoch im Kurs. Landwirte, die sich darauf spezialisiert haben, können zusätzlich mit regionaler Frische punkten. Der Pro-Kopf-Verbrauch veränderte sich in den letzten Jahren nur unwesentlich – er liegt inklusive Shrimps, Muscheln usw. bei 8 kg pro Person und Jahr. Davon werden aber nur rund 6% in Österreich erzeugt, der weitaus größte Anteil sind Importe. Bei Süßwasserfischen (z. B. Karpfen, Forellen, Saibling) ist der Anteil der Inlandserzeugung mit 30% deutlich höher. „Ziel muss es sein, den Selbstversorgungsgrad mit in Österreich erzeugten Süßwasser-fischen langfristig auf 50% anzuheben. Im Strategiepapier ‚Aquakultur 2020‘ sind umfangreiche Maßnahmen vorgesehen, um eine Steigerung der Inlandserzeugung erreichen zu können“, erläutert Franz Reisecker, der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich, und betont, der Interessenvertretung sei viel an der Steigerung der heimischen Fischproduktion gelegen. „Die Bundesländer sind gefordert, Managementpläne für alle relevanten Beutegreifer zu erstellen, um die Schäden für die Fischerzeuger möglichst gering zu halten.“

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat ein Großteil der heimischen bäuerlichen Fischerzeuger ihre Produkte direkt vermarktet, um dem enormen Preisdruck im Großhandel, hervorgerufen durch billigen Importfisch, zu entgehen. „Durch nachvollziehbare, regionale Fischqualität in frischer, geräucherter oder verarbeiteter Form, konnte die Fischerzeugung mit enormem Arbeitseinsatz im bäuerlichen Betrieb als Wirtschaftsstandbein aufrechterhalten werden“, erläutert Reisecker. Die Vertragsproduktion von Lebendfischen für andere Betriebe, die dann schlachten, zerlegen und weiterverarbeiten, ist eine Ausnahme. Wie bereits in den Vorjahren muss auch künftig damit gerechnet werden, dass die Kosten in der Fischproduktion steigen werden, da das gerade für Salmoniden sehr eiweißhaltige Fischmehl als Futter ständig teurer wird. Darüber hinaus reduziert sich der Wildfang in den Weltmeeren.

Mengensteigerungen werden in den nächsten Jahren vor allem bei den forellenartigen Fischen erwartet sowie bei der Erzeugung von europäischen und afrikanischen Welsen in Kreislaufanlagen. In der Forellenproduktion sind es insbesondere bestehende Betriebe, die ihre Mengen durch Investitionen steigern. Neuanlagen gibt es nur wenige, weil auch die Voraussetzungen am Hof dafür entsprechen müssen. „Um neu in die Forellenproduktion einsteigen zu können, müssen einige Komponenten positiv zusammenwirken, wie etwa Wasser in ausreichender Menge und Qualität, Grund und Boden, der an dieses Gewässer angrenzt, Freude an der ganzjährigen Fischproduktion, Leidenschaft zur Direktvermarktung und die Rahmenbedingungen für positive Genehmigung der Anlage“, zählt Reisecker einige wichtige Punkte auf.

Für den Einstieg in die Aquakultur ist eine mindestens einwöchige Grundausbildung im jeweiligen Fachgebiet (Karpfen, Forellen oder Kreislaufanlagen) Voraussetzung – dies gilt ebenso für die Investitionsförderung. Aufgrund der niedrigen Inlandsversorgung werden für die Aquakultur höhere Förderintensitäten verglichen mit andern Produktionszweigen gewährt.

Den größten Anteil der heimischen Fischproduktion machen mit 2.436 t (70%) forellenartige Fische und Saiblinge aus, gefolgt von Karpfen (653 t, 19%) und Wels. Die restlichen 55 t verteilen sich auf sonstige Arten wie Zander, Hecht, Stör oder Huchen.

Produktionssteigerungen gab es 2016 in den Bereichen Regenbogen- und Lachsforellen (+3%), Bach- und Seeforellen (+6,1%) sowie Bachsaiblingen (+12%). Dennoch sank die Produktionsmenge bei Regenbogenforellen in den letzten 20 Jahren zugunsten anderer Forellenarten. Dieser Trend scheint nun ein Ende zu haben. Bezogen auf die Gesamtproduktion war die Forellenerzeugung einer der Wachstumsmotoren der letzten Jahre.

Die Welserzeugung in Warmwasserkreislaufanlagen hat sich in den letzten fünf Jahren nahezu verdreifacht. Möglich war das durch die Inbetriebnahme von neuen Anlagen, in denen afrikanische oder europäische Welse gehalten werden. Der doch deutliche Rückgang in der Produktion 2015 und 2016 bei den „sonstigen Süßwasserfischen“ entstand unter anderem durch Anlagenumbauten. Mit einem weiteren Aufwärtstrend in der Welserzeugung kann in den nächsten Jahren gerechnet werden.

Bei Karpfen wird seit Jahren versucht, zumindest die bestehende Produktion so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Die größten Probleme gibt es hier durch Fraßfeinde wie den Fischotter, dem nicht selten mehr als 30% der jährlichen Erzeugung zum Opfer fallen.