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Agrarverbände fürchten „harten Brexit“

Nach dem offiziellen Antrag des Vereinigten Königreichs für einen Austritt aus der EU, stehen die Zeichen auf eine harte Trennung. Die Briten streben ein Freihandelsabkommen mit der EU an, bei dem die Waren und Dienstleistungen nach ihrem Interesse frei ausgetauscht werden, ohne dass die EU die Bedingungen für den Zugang auf ihren Markt bestimmt. Das lehnt die EU aber ab und erwartet sich für den Zugang zum Binnenmarkt, dass das Vereinigte Königreich zum Beispiel den Zuzug von EU-Ausländern zulässt. Die Briten dürften nicht bessergestellt werden als die EU-Mitgliedstaaten, stellte das Europaparlament in einer Erklärung zum Brexit klar und betonte, es gebe kein Recht ohne auch Pflichten zu erfüllen.

Sollten die EU und das Vereinigte Königreich in den kommenden zwei Jahren keine Regelung für den zukünftigen Handel finden, gilt das WTO-Recht mit einer Fülle von Zöllen und anderen Beschränkungen. Von Sorgen sind deshalb die Stellungnahmen Brüsseler Agrarverbände zum Brexit geprägt. „Landwirte sollen nicht die Rechnung für den Brexit bezahlen müssen“, erklärt der Europäische Dachverband der Landwirte- und Genossenschaftsverbände, COPA-COGECA, und warnt, dass die verbleibenden EU-Mitgliedstaaten die Finanzierungslücke im EU-Agrarhaushalt durch den Brexit schließen müssten.

Der Verband des Europäischen Getreidehandels, Coceral, fordert, die EU soll in den Verhandlungen dafür sorgen, dass das Vereinigte Königreich weiterhin Zugang zum EU-Markt habe und umgekehrt für die Importe aus der EU offen bleibe. Es dürfe keine neuen Zölle und andere Handelsbeschränkungen geben, mahnt Coceral. Der europäische Verband der Mischfutterhersteller (FEFAC) verlangt einen funktionierenden Agrarhandel zwischen dem Kontinent und der Insel. Nach seiner Ansicht wäre ein Freihandelsabkommen, basierend auf EU-Standards, die beste Lösung.

COPA-COGECA ist der Meinung, dass auf die Landwirte und Agrarunternehmen im Vereinigten Königreich große Schwierigkeiten durch den Brexit zukommen werden. Auch die Konsumenten, die bislang von einer großen Auswahl an hochwertigen Erzeugnissen aus der ganzen EU profitieren konnten, würden die Auswirkungen zu spüren bekommen, so der Verband.

„Das Vereinigte Königreich ist Nettoimporteur von Erzeugnissen der Land- und Lebensmittelwirtschaft im Wert von 57 Mrd. Euro sowie sehr gut in den Binnenmarkt integriert. Zugleich gehen 60% der britischen Agrar- und Lebensmittelausfuhren, wie etwa Rindfleisch, Lamm, Geflügel, Milch oder Getreide im Wert von 11 Mrd. GBP (12,74 Mrd. Euro) in die EU. Hinsichtlich des EU-Haushalts ist das Vereinigte Königreich Nettobeitragszahler“, gab COPA-COGECA-Generalsekretär Pekka Pesonen zu bedenken.